Archiv für den Monat: Juli 2015

Joseph Schwark – Geburtsort über Umwege gefunden – Teil 2

Fortsetzung des Beitrages: Joseph Schwark – Geburtsort über Umwege gefunden

Wie im ersten Teil bereits ausführlich beschrieben, führte die neue Spur nach Güstow im Kreis Randow. Die Kirchenbücher von Güstow existieren noch und sind als Mikrofilm im Landeskirchlichen Archiv bzw. jetzt Kirchenkreisarchiv in Greifswald verfügbar. Auch die Personenstandsunterlagen des Standesamtes Zahden/ Niederzahden sind erhalten geblieben und lagern im Staatsarchiv Stettin.

Den Geburtseintrag der Anna Emma Luise und die eventuelle Hochzeit der Eltern hatte ich ja bereits per Email aus dem Staatsarchiv Stettin angefordert und nun stand mein bereits reservierter Termin im Kirchenkreisarchiv an.

Voller Spannung legte ich den Mikrofilm in das Lesegerät ein und spulte langsam zum Suchzeitraum vor. Anna Emma Luise SCHWARK soll lt. Heiratsregister am 22.11.1889 in Güstow geboren worden sein.

Schrecksekunde! Leider existiert im Jahr 1889 kein entsprechender Taufeintrag. Sollte die Spur wieder ins Leere laufen?

Ich arbeitete mich gespannt weiter vor und entdeckte schließlich den erlösenden Eintrag:

„Anna Emma Luise SCHWARK, geboren 22.11.1889, getauft am 27.03.1890, Eltern: Jospeh SCHWARK und Wilhelmine BORCHARD, Paten: 1. Arbeiter Ernst BORCHARD 2. Arbeiterfrau Auguste BORCHARD 3. Christine BORCHARD alle zu Güstow“

Die alphabetische Namensregister in den Kirchenbüchern von Güstow erleichterten die weitere Recherche enorm. Innerhalb kürzester Zeit konnte ich noch drei mir bis dahin unbekannte Kinder des Paares finden:

  • Martha Elise Ottilie SCHWARK *05.12.1885 ~18.01.1886
  • Albert Friedrich Karl SCHWARK *22.08.1891 ~26.12.1891
  • Ernst Rudolf Hermann SCHWARK *06.12.1894 ~21.03.1895

Aber leider sind bei keinem der Taufeinträge Hinweise zu Herkunft des Joseph SCHWARK angegeben. Ich hoffte daher nun auf den eventuell vorhandenen Traueintrag. Da das erste aufgeführte Kind im Jahr 1885 geboren ist, vermute ich die Heirat nun spätestens am Anfang des Jahres. Zusätzlich ist im Taufeintrag der Martha Elise Ottilie angegeben, dass die  Mutter Wilhelmine BORCHARD eine verwitwete WARSINSKY ist.

Und tatsächlich findet sich der Traueintrag des Paares in diesem Jahr. Am 04.05.1885 heiratet der 29 jährige Arbeiter Joseph SCHWARK die 30 jährige Witwe Wilhelmine Albertine Aug. BORCHARDT.

Es finden sich viele interessante Angaben in diesem Eintrag:

  • Eltern von Joseph SCHWARK bereits verstorben
  • Joseph SCHWARK war bisher noch nicht verheiratet
  • Vater von Wilhelmine BORCHARD bereits verstorben
  • Vater von Wilhelmine BORCHARD hieß Johann Carl Daniel
  • Mutter willigt zur Trauung ein

Die Suche war also sehr erfolgreich. Mit den bereits bekannten Fakten und mit den neuen Daten aus den Güstower Kirchenbüchern kann gut rekonstruiert werden, dass das Paar SCHWARK-BORCHARD mindestens in der Zeit von 1885 bis Ende 1894 in Güstow wohnhaft war, und 3 Kinder bekam, bevor sie 1896 in Staffelde Kr. Randow und 1899 in Lindow Kreis Greifenhagen zwei weitere Töchter zur Welt brachten. Auch der Taufeintrag der Wilhelmine BORCHARDT konnte in Güstow gefunden werden. Wilhelmine wurde am 24.11.1855 als Tochter des Johann Carl Daniel BORCHARDT und der Regine Christine Friederike KRAUSE geboren.

Zur eigentlichen Suche, der Herkunft des Joseph SCHWARK, sind aber leider auch hier keinerlei Anhaltspunkte zu finden gewesen.

Der Durchbruch

Aber bereits 4 Wochen nach meiner Anfrage an das Staatsarchiv Stettin, bekomme ich positive Nachricht. Dort hatte ich parallel den Geburtseintrag der Anna Emma Luise und die eventuelle Hochzeit der Eltern aus den Personenstandsunterlagen Zahden/ Niederzahden angefordert. Nach Überweisung der Gebühren und sehr kurzer Wartezeit, befanden sich zwei Scans in meinem Postfach. So auch die Heiratsurkunde des Paares Joseph SCHWARK und Wilhelmine BORCHARDT. Und im Gegensatz zum Traueintrag in den Kirchenbüchern von Güstow, ist hier auch der Geburtsort des Joseph SCHWARK angegeben.

Standesamt Heiratsregister 1885

„[…] geboren den dritten October des Jahres tausend acht hundert acht und fünfzig zu Stolzenhagen Kreis Heilsberg […]“

Nach langer Recherche habe ich endlich den Geburtsort. Joseph SCHWARK kommt also aus Stolzhagen im Kreis Heilsberg in Ostpreußen und ist der Sohn des Jakob SCHWARK und der Anna RADIGK.

Die Personenstandsunterlagen aus den Standesämtern sind eine wahre Fundgrube für Daten, die in Kirchenbüchern oftmals nicht aufgeführt sind. Man kann sich glücklich schätzen, wenn diese erhalten sind.

Kurze Zeit später bekomme ich durch die freundliche Hilfe eines Forschers in einem Forum auch noch die Bestätigung, dass der Taufeintrag im katholischen Kirchenbuch von Stolzhagen verzeichnet ist.

Die Suche kann also weitergehen. In Ostpreußen! Das bedeutet zwar wieder Einarbeitung in ein neues Suchgebiet, verspricht aber wieder sehr spannend zu werden. Ich freue mich darauf!

 

Bemerkung zum Schluß

Dem aufmerksamen Leser ist es vielleicht aufgefallen. Drei der vier in Güstow geborenen Kinder wurden erst 3 bis 4 Monate nach der Geburt getauft. Normalerweise wurde eine möglichst frühe Taufe der Kinder angestrebt, begründet in der damals hohen Säuglingssterblichkeit. Mögliche Erklärungen gibt es viele. Vielleicht ein harter Winter? Man stelle sich vor, dass ein Säugling durch hohen Schnee oder bei starkem Frost in eine kalte Kirche zur Taufe gebracht wird. Vielleicht lag es aber auch an einem schlechten Gesundheitszustand des Kindes oder an mangelndem Geld? Der Pastor, die Kerzen und das Läuten der Glocken mussten bezahlt werden. Oder vielleicht lag es auch an der Abwesenheit des Vaters, der Auswärts arbeitete?

Nachnamen in Kirchenbüchern – Glawe, Gläve, Glöbe, oder?

Jeder Forscher kennt es. Wechselnde Schreibweisen des Familiennamens in den Einträgen von Kirchenbüchern (Standesamtsregister sind hier nicht ausgeschlossen). Es kommt häufig vor, dass der Familienname ein und derselben Person in unterschiedlichen Weisen geschrieben wird. Die Pfarrer schrieben in der Regel nach Gehör und Dialekt und vielleicht kam auch noch ein schlechtes Erinnerungsvermögen hinzu. Insbesondere bei Wechsel des Pfarrers in der Kirchengemeinde oder bei Umzug der Vorfahren in ein anderes Kirchspiel, entstanden so die unterschiedlichsten Schreibweisen. Da die einfache Bevölkerung meistens nicht des Lesens und des Schreibens mächtig war, konnte es von den Anwesenden nicht korrigiert werden. Wer dachte auch schon an uns Ahnenforscher.

Ein besonderes Beispiel habe auch ich bei meinen Forschungen kennenlernen „dürfen“.

Mein Altgroßvater (Kekule-Nummer 52) Johann Carl Friedrich WEGNER wurde am 10.03.1832 in Anklam geboren und am 25.03.1832 in der St. Nicolaikirche getauft.

Taufeintrag Johann Carl Friedrich Wegner 1832 – St. Nicolai Anklam

Lt. diesem Taufeintrag war der Name der Mutter „Maria Friedr. GLÄVE“. Da sich ein möglicher Trau- oder Proklamationseintrag der Eltern in den Kirchenbüchern der St. Nicolai und St. Marienkirche nicht finden ließ, ermittelte ich für die weitere Recherche alle Kinder des Paares in den online einsehbaren Kirchenbüchern. Die Bücher finden sich übrigens unter nachfolgenden Links:

In diesen Kirchenbüchern, und aus den Büchern vor 1829, konnten insgesamt 8 Kinder gefunden werden. Hierbei kam die häufige Änderung des Familiennamens zum Vorschein. Ich habe den Nachnamen der Mutter, der in den Taufeinträgen angegeben, wurde hinter die jeweiligen Kinder geschrieben:

  1. Johann Christian WEGNER *22.09.1824 (später aus KB ermittelt)
  2. Friederica Maria Johanna WEGNER *04.01.1828 (später aus KB ermittelt)
  3. Carl Friedrich WEGNER *10.03.1832 – Name der Mutter: GLÄVE
  4. Dorothea Maria Carolina WEGNER *15.08.1834 – Name der Mutter: GLÄWE
  5. Wilhelm Jacob Christian WEGNER *06.12.1835 – Name der Mutter: GLOEBE
  6. Sophia Dorothea WEGNER *07.11.1838 – Name der Mutter: GLOEDE
  7. Carl Heinrich WEGNER *28.07.1841- Name der Mutter: GLOEDE
  8. Carl Friedrich WEGNER *27.07.1843 – Name der Mutter: GLÖDE

Taufeintrag Dorothea Maria Carolina Wegner 1834 – St. Nicolai Anklam

Taufeintrag Wilhelm Jacob Christian Wegner 1835 – St. Nicolai Anklam

Taufeintrag Sophia Dorothea Wegner 1838 – St. Nicolai Anklam

Taufeintrag Karl Heinrich Wegner 1841 – St. Nicolai Anklam

Taufeintrag Carl Friedrich Wegner 1843 – St. Nicolai Anklam

Weiterhin ist im Proklamationseintrag von 1823, aus dem Kirchenbuch St. Marien, die Braut mit dem Familiennamen GLOEBE verzeichnet.

Proklamation Wegner – Gloebe 1823 – St. Marien Anklam

Und der Traueintrag im Kirchenbuch Ranzin sagt dann wieder GLÄVE.

Traueintrag Wegner – Gloebe 1823 – Ranzin

Und zwischendurch ist der Vater im Sterbeeintrag vom 29.11.1821 unter dem Namen Johann Christoph GLÄWE († in Möckow) verzeichnet.

Sterbeeintrag Johann Gläwe 1821 – Zarnekow

Zusammenfassung

Und so sieht es dann in der zeitlichen Übersicht aus. Fünf verschiedene Schreibweisen des Nachnamens konnte ich finden. Obwohl die Taufen der Kinder in ein und derselben Kirchengemeinde durchgeführt worden. Führt man sich mal den Pommerschen Dialekt vor Augen, wird dies dann nachvollziehbar.

  • 1821 – GLÄWE
  • 1823 – GLOEBE bei Proklamation
  • 1823 – GLÄVE bei Trauung
  • 1832 – GLÄVE
  • 1834 – GLÄWE
  • 1835 – GLOEBE
  • 1838 – GLOEDE
  • 1841 – GLOEDE
  • 1843 – GLÖDE

Mit welchem Familiennamen Maria Friederike Christiana geboren worden ist, kann ich im Moment  nicht sagen, da die Taufe noch nicht eindeutig identifiziert werden konnte. Die Prüfung der gesammelten Daten dauert an.

Fazit

Wie nun damit umgehen? Normalerweise führe ich den Familiennamen aus dem Taufeintrag in meinen Unterlagen und vermerke die anderen als „Alternative Namen“ (ich nutze die Software GRAMPS). Aber das muss jeder Forscher für sich alleine festlegen. Beachtet werden muss dies natürlich bei der weiteren Recherche. Probleme kann dies bei der Indizierung von familiengeschichtlichen Quellen machen. Der Ersteller von verschiedenen Online Familienbüchern im Raum Vorpommern, Christian Boose, empfiehlt daher in seinem Artikel „Online-Ortsfamilienbücher“ im „Sedina-Archiv 3-2011“:

„[…] Puristen unter den Kirchenbuchverkartern nehmen alle Kirchenbucheinträge wörtlich auf, d.h. mit allen Fehlern und Abweichungen. Wenn Ihr Programm die Möglichkeit bietet, dann entscheiden Sie sich für einen sogenannten Leitnamen, dem Sie alle weiteren Schreibweisen als Aliasnamen hinzufügen. Das hat den großen Vorteil, dass Sie in Ihrer Datenbank eine Person mit diversen abweichenden Schreibweisen leichter finden und zuordnen können, am Anfang Ihrer Tätigkeit sicher kein Problem, bei Datenbanken ab 10000 Personen aber reiner Selbstzweck. Im Ortsfamilienbuch werden alle Namensformen dadurch sichtbar gemacht. […]“

Warum sollte man sich in seinen Unterlagen dann auf einen Familiennamen festlegen? Den gab es bei unseren Vorfahren nämlich auch nicht…

Das Rätsel Piotrowski… Nr. 3

Fortsetzung des Beitrages: Das Rätsel Piotrowski… Nr. 1 und Das Rätsel Piotrowski… Nr. 2

Die Suche nach dem Geburtsort von Ludwig Wilhelm PIOTROWSKI beschäftigte mich weiter. Warum wurde kein Taufeintrag gefunden? Ist die Angabe auf der Sterbeurkunde falsch? Ich wollte mich eigentlich an dieser Stelle nicht geschlagen geben.

Und mir sollte mal wieder ein „Zufallsfund“ helfen… (Wie so oft…)

Eines Abends gelang mir wohl der „Durchbruch“. Nachdem ich einige Messtischblätter und Karten der Umgebung von Michałki und Kretki Duże betrachtet, fiel mir eine Ortsbezeichnung am rechten oberen Rand einer Karte auf. Dort stand doch tatsächlich „PACHTARNIA“. Und dieser Ort lag noch dichter am Geburtsort der Ehefrau von Ludwig Wilhelm PIOTROWSKI. Nur auf dieser einen „Karte des Deutschen Reichs 1:100.000 Nr.227 – Gollub [1914]“ war dieses Pachtarnia verzeichnet. Auf den Karten von 1893 und 1900 ist es nicht aufgeführt. Das war wohl ein absoluter Zufallsfund.

Deutsches Reich 1:100.000 Nr.227 – Gollub [1914] Quelle: Landkartenarchiv.de

Aufgrund der Lage des nun gefundenen Ortes, war es sehr wahrscheinlich, dass auch das evangelisch-augsburgische Kirchspiel Michałki für diesen Ort zuständig war. Nachfolgende Karte zeigt die ungefähre Lage von Pachtarnia und die Position von Kretki Duże und Michałki.

Polen

Polen

Polen

Warum fragte ich auch nicht gleich bei meiner ersten Anfrage an das  Archiv in Toruń nach dem Taufeintrag des Ludwig Wilhelm PIOTROWSKI? Um dieses Mal keine Zeit zu verlieren, bat ich neben dem Taufeintrag auch zusätzlich um die Suche nach einem möglichen Traueintrag der beiden gesuchten Personen.

Ich weiß, dass das Paar JUNG-PIOTROWSKI spätestens 1909 bereits auf der Insel Rügen war, da dort ein Kind geboren wurde. Das erste Kind der beiden kam 1898 auf die Welt. Weiterhin wurde Ludwika Bertha JUNG im Jahr 1880 geboren, sodass eine Heirat im Zeitraum um das Jahr 1898  höchstwahrscheinlich ist. Aber ob dies noch in Michałki passierte?

Und tatsächlich. Nur kurze Zeit später bekam ich die Meldung vom Archiv, dass sie einen passenden Tauf- und Heiratseintrag finden konnte.

Wieder halfen Mitglieder des Forums mittelpolen.de bei der Übersetzung des russisch verfassten Taufeintrages.

Traueintrag Piotrowski - Jung 1899

Traueintrag Piotrowski – Jung 1899

„Hochzeiturkunde Nr. 4/1899
Geschehen in Rypin am 24.01.1899 um 2 Uhr nachmitags.
Zeugen:

1.Georg Rindfleisch: 58 Jahre, Bauer aus Lamkowizna.
2.Michael Stanke: 80 Jahre, Deputant aus Lamkowizna.

Bräutigam:

Ludwik Piotrowski, 22 Jahre, Beruf: Arbeiter, wohnhaft in Lankowizna,
Geburtsort: Pachtarnia

Eltern des Bräutigams: Vater Johann Piotrowski und Mutter gestorben Katharina Wojke

Braut:

Julia Berta Jung, wohnhaft in Lamkowizna bei den Eltern, 18 Jahre, protestantische Religion.
Geburtsort: Kretki Duże

Eltern der Braut: Vater Wilhelm Jung, Beruf – Schmied und Mutter Marianna geb. Skusa

Ehe Ankündigung; 10, 22 Januar 1899″

Besonders hervorzuheben ist der Randvermerk auf der Urkunde.

Randvermerk Trauung

Randvermerk Trauung

„Mit Genehmigung des Regierungspräsidenten in Marienwerder vom 11. Mai 1910 – I. A. 2215- 5-II. Ang. führt der Nebenbezeichnete sowie seine Ehefrau an Stelle des Familiennamens Piotrowski den Familiennamen „Peters“, Rippin, den 23. Februar 1944, das Amtsgericht Geschäftstelle 6.“

Und da ist sie also wieder, die berühmte Namensänderung. Zusammen mit diesem Hinweis, und den relativ gut passenden Angaben bei der Braut, ist es wohl genau der richtige Eintrag. Übrigens war die Braut bei der Trauung keine 18 Jahre alt.

Bemerkenswert ist auch, dass die auf russisch verfassten kirchlichen Einträge im Jahre 1944 von den nun deutschen Behörden berichtigt wurden. Zur Erinnerung. Die amtsgerichtliche Änderungsanordnung auf Rügen, stammt aus dem Jahre 1948. Die Genehmigung des Regierungspräsidenten aus dem Jahr 1910. Für mich zurzeit nicht nachvollziehbar.

Was bei diesem Traueintrag noch stutzig macht, ist die Angabe der Mutter des Bräutigams, die lt. seinem Sterbeeintrag Gudrun WIATOWSKA hieß. Hier ist sie mit Katharina WOJKE angegeben?

Aber auch im gefundenen Taufeintrag des Ludwig Wilhelm PIOTROWSKI, ist der FN der Mutter WOJKE.

Taufeintrag Ludwik PIOTROWSKI 1876

Taufeintrag Ludwik PIOTROWSKI 1876

„Geburtsurkunde und Taufe Nr. 319/1876 Ludwik Pietroski

Geschehen im Dorf Michałki am (21.11.1873 julianisches Datum) 03.12.1876 um 2 Uhr nachmittags [Anmerkung: Datum der Taufe]

Meldender: Vater Jan Pietroski, Tribuat, 33 Jahre, wohnhaft in Pachtarnia

Paten und Zeugen:
1. Florian Diemikow, 47 Jahre, Arbeiter, wohnhaft in Pachtarnia
2. Martin Tyll, 47 Jahre, Bauer, wohnhaft in Pachtarnia.
3. Marianna Tyll.

Geburtsdatum und -ort: am (09.11.1876) 21.11.1876 um 10 Uhr nachmittags, in Pachtarnia

Mutter des Neugeborenen: Ehefrau des Meldene Katharina geb. Wojke“

Auch hier wieder der Randvermerk zur Namenänderung. Der Familienname WOJKE macht mich noch stutzig. Auch das Geburtsdatum passt nicht ganz. In der Sterbeurkunde des Ludwig Wilhelm PIOTROWSKI war ja folgendes angegeben:

„[…] geboren zu Pachtania, Russisch Polen am 9. Dezember 1876 verheiratet gewesen mit Luise Berta Peters, geborene Jung – Sohn des Landwirt Johann Peters und dessen Ehefrau Johanna geborene Wiatowska […]

Viele Fakten (auch die Angaben im Traueintrag) sprechen für die Richtigkeit des Eintrages, andere dagegen. Aber vielleicht sind die Angaben in der Sterbeurkunde ungenau und fehlerhaft. Hier muss zur eindeutigen Zuordnung noch zwingend weiter recherchiert werden.

Eine neue Anfrage an das Archiv in Torun wird nun vorbereitet. Ich werde das Archiv bitten, nach weiteren passenden Taufeinträgen zu suchen. Auch werde ich nach den evtl. vorhandenen Taufeinträgen der noch bekannten Kinder suchen lassen. So lässt sich auch evtl. ein genauerer Zeitpunkt der Einwanderung auf die Insel Rügen rekonstruieren.

Weiter wird es in einem Folgebeitrag gehen, der nach Antwort des Archives veröffentlicht wird.

Weiter im nächsten Beitrag: Das Rätsel Piotrowski… Nr. 4

Anmerkung: Rot markierter Text wurde nach veröffentlichung nachträglich geändert, da sich Änderungen gegenüber der Ursprungsversion ergaben.

Das Rätsel Piotrowski… Nr. 2

Fortsetzung des Beitrages: Das Rätsel Piotrowski… Nr. 1

Meine bisherige Suche nach PIOTROWSKI und JUNG führte mich also nach Kongresspolen. Der nächste Schritt musste nun unbedingt die genaue Lokalisierung der beiden Geburtsorte sein, die in den Sterbeurkunden von Ludwig Wilhelm PIOTROWSKI und Luise Berta JUNG angegeben waren.

Also wo sind „Pachtania“ und „Groß Krettki“?

Nach einiger Suche im Internet, konnte „Groß Krettki“, dank der tollen Seite von Uwe Kerntopf, in einer Ortsliste für den Kreis Rypin lokalisiert werden. Ein ähnlich klingender Name war dort aufgeführt: Kretki Duze im Kreis Rypin. Dieser Ort wurde am 25.06.1942 in Krettig umbenannt. Das „Duze“ in der polnischen Ortsbezeichnung kann mit „groß“ übersetzt werden. Eine vielversprechende Spur!

In der gleichen Ortsliste für den Landkreis Rypin, wurde auch ein Ort namens Pachtarnia-Rum entdeckt. Sollte dies das berühmte „Pachtania“ sein? Mittels Google Maps, konnten die beiden Orte schnell gefunden werde (nicht zu empfehlen, wie sich später herausstellte). Auch im „Genealogischen Ortsverzeichnis“ des „Vereins für Computergenealogie“ war dieses Pachtarnia aufgeführt.

Die beiden Orte lagen auch nicht so weit voneinander entfernt, sodass wirklich alles sehr plausibel klang.

Geographische Darstellung der beiden Orte

Polen

Polen

Da Mittelpolen/ Kongresspolen absolutes Neuland für mich war, galt es zunächst die Quellenlage zu studieren. In den verschiedenen Personenstandsurkunden der Familie, war immer die Rede von evangelischer Religion. Etwas skeptisch war ich, da das neue Suchgebiet doch sehr katholisch geprägt war.

Aber die Familie ist um die Jahrhundertwende in den protestantischen Norden eingewandert. Dies würde auch gut zur Geschichte der evangelisch-augsburgischen Minderheit in Mittelpolen passen. Dazu zu einem späteren Zeitpunkt mehr, da es hier den Rahmen sprengen würde.

Die Quellenlage zu den evangelisch-augsburgischen Kirchenbüchern ist auf verschiedenen Seiten sehr gut dokumentiert. Auch hier ist wieder die Seite von Uwe Kerntopf aber auch die der „Society of German Genealogy in Easter Europe“ hervorzuheben.

Zusammen mit der Karte „Die Gemeinden der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen am 1.9.1939“ von Dr. theol. Eduard Kneifel, konnten die mutmaßlichen Kirchspiele für beide Orte ermittelt werden. Zu meiner großen Überraschung, sind diese Quelle erhalten geblieben, was bei vielen anderen Quellen nicht selbstverständlich ist.

  • Kretki Duze – evang.-augsb. Kirchspiele in der Nähe sind Michalki und Rypin (letzteres aber erst 1938 gegründet).
  • Pachtarnia – evang.-augsb. Kirchspiele in der Nähe sind Sierpc und Siemiatkowo (letzteres aber erst 1934 gegründet).

Da die Unterlagen an verschiedenen Stellen verfügbar sind, entschied ich mich für die Anfrage bei den polnischen Archiven, mit denen ich bisher immer positive Erfahrungen sammeln konnte. Die Anfragen per Email an die zuständigen Archive wurde sofort geschrieben. Das Archiv in Płock antwortet bereits nach 4 Tagen! Aber leider konnten sie den Geburtseintrag von Ludwig Wilhelm PIOTROWSKI nicht in den evang.-augsb. Kirchenbüchern finden. Die Enttäuschung war natürlich groß. Freundlicherweise suchten sie auch in den röm.-kath. Kirchenbüchern der nächstgelegenden Gemeinden Sierpc und Zawidz, leider ohne Erfolg.

Aber ca. 4 Wochen später bekam ich eine Email aus dem Archiv in Toruń. Darin wurde angekündigt, dass sie den Geburtseintrag der Ludwika Bertha JUNG in den Kirchenbüchern von Michałki gefunden haben. Nach Eingang der Spende, würden sie den Scan des Eintrages per Email versenden. Die Freude war groß, da nach langer Suche und vielen Rückschlägen, die erste positive Nachricht eintraf. Es brachen die spannenden Tage des Wartens an. Doch nach kurzer Zeit befand sich das Dokument in meinem Postfach.

Geburtseintrag 1880 Ludwika Berta JUNG

Ich hatte zwar schon gelesen, dass die Einträge in den Kirchenbüchern zu dieser Zeit in russischer Sprache verfasst wurden, dass ich aber überhaupt nichts entziffern konnte, überraschte mich dann doch.

Glücklicherweise fand ich Hilfe im Forum bei mittelpolen.de. Tolle Mitglieder übersetzten den Eintrag umgehend. Wofür ich mich hier nochmals bedanken möchte!

„Taufurkunde, Nr. 197 – Ludwika Bertha JUNG

Es geschah im Ort Michałki, (julianischer Kalender) 24.08.1880, (gregorianischen Kalender) 10.09.1880 um 2 Uhr nachmittags.

Meldender: Wilhelm JUNG, Vater, Landwirt 32 Jahre, wohnhaft in Kretki Duże.

Zeugen:

1. Michael PLITT, Landwirt, 48 Jahre, wohnhaft in Kamienki?

2. Johann PLITT, Landwirt 53 Jahre, wohnhaft in Kretki Duże

Paten: Michael PLITTund Ludwika SCHIEMANN

Geburtsdatum: (julianischer Kalender) 11.08.1880, (gregorianischen Kalender) 24.08.1880 um 4 Uhr nachmittags.

Geburtsort: Kretki Duże

Mutter des Kindes: Marianna (Maria) Jung geb. SCHULZ, 36 Jahre“

Da sämtliche Angaben in diesem Taufeintrag sehr gut zu den bereits bekannten Daten passen, ist die Herkunft der Ehefrau von Ludwig Wilhelm PIOTROWSKI geklärt und weitere Recherchen können gestartet werden.

Zur Veranschaulichung der Lage des Geburtsortes und des späteren Wohnortes, möchte ich an dieser Stelle eine Karte einfügen. Unsere Ahnen waren nicht so sesshaft wie man oft glauben möchte. Geburts- und Sterbeort liegen über 600km weit entfernt.

Offen bleibt nun aber noch der Geburtsort von Ludwig Wilhelm PIOTROWSKI.

Weiter im nächsten Beitrag: Das Rätsel Piotrowski… Nr. 3

Joseph Schwark – Geburtsort über Umwege gefunden

Manchmal muss man in der Ahnenforschung viele Umwege gehen und geduldig sein. Bei der Suche nach meinem 2xUrgroßvater bin ich viele Wege gegangen, viele waren eine Sackgasse. Und manchmal hilft der Zufall. Beharrlichkeit zahlt sich irgendwann doch aus!

Bekannt war zu Beginn der Suche eigentlich nicht sehr viel. Ich hatte einen (falschen) Vornamen, ein Geburtsdatum und eine Kreisangabe zu dessen Herkunft.

Jakob SCHWARK, geboren 03.10.1858, Kreis Heilsberg

Kreis Heilsberg ist zu groß um auf Verdacht zu suchen. Dafür ist die Zeit zu kostbar, und dieser Weg bleibt als letzter Strohhalm immer noch.

Ich wusste noch, dass er mit Wilhelmine BORCHARDT, die am 24.11.1854 in einem Ort in der Nähe von Stettin geboren worden sein soll, verheiratet war. Also auch hier keine genauen Informationen.

Wir wissen alle wie wichtig der Geburtsort der Frauen ist, da dieser doch sehr häufig auch Heiratsort ist. Es galt also, den Geburtsort der Wilhelmine zu finden. Die Angabe, „in der Nähe von Stettin“, brachte mich nicht weiter. Andere Wege mussten her.

Zusätzlich waren mir zwei Kinder bekannt. Meine Urgroßmutter

Emma Bertha Mathilde SCHWARK, geboren am 27.02.1899 in Lindow Kreis Greifenhagen

und eine Schwester

Helene Martha SCHWARK, gestorben 1986 in Berlin

Die Quellenlage ist bei Kirchenbüchern und Personenstandsunterlagen im Kreis Greifenhagen  sehr dürftig.

Einen guten Überblick über die Quellen im Kreis Greifenhagen bietet die Veröffentlichung von Dr. Franz Waldmann – „Familien- und ortsgeschichtliche Quellen im Kreis Greifenhagen“, in den Familiengeschichtlichen Mitteilungen SEDINA-ARCHIV, Heft 3/2010, Seite 76-82, oder auch

Übersicht Heimatkreis Greifenhagen

Viele Unterlagen gelten seit dem 2. Weltkrieg als zerstört oder verschollen. Erhalten gebliebene Bestände weisen oftmals große Lücken auf.

So auch die Register vom Standesamt Heinrichsdorf, welches für den Ort Lindow zuständig war. Gerade das Geburtsjahr 1899 der Emma SCHWARK ist in den erhalten gebliebenen Register, im Standesamt I in Berlin, nicht verfügbar. Weitergehende Hinweise zu den Eltern wären aber sowieso nicht im Geburtseintrag zu erwarten gewesen.

Auch die Sterbeurkunden oder Sterbeeinträge von Joseph SCHWARK und Wilhelmine BORCHARDT, aus denen in der Regel die Geburtsorte hervorgehen, waren nicht zu ermitteln. Die beiden starben in Kranzfelde. Es existieren weder Kirchenbücher für das Kirchspiel Brusenfelde, noch Standesamtregister des zuständigen Standesamtes Brusenfelde für den fraglichen Zeitraum.

2. Ansatz

Etwas enttäuscht blätterte ich in meinen Aufzeichnungen umher, bis mein Auge auf die Sterbeurkunde der Schwester meiner Urgroßmutter fiel.

Helene Martha SCHWARK, gestorben 1986 in Berlin, geboren in Staffelde Kr. Randow. Das war mir bisher nie aufgefallen. Ist damit vielleicht der Ort in der Nähe von Stettin gemeint, obwohl dieser eigentlich nicht so nah an Stettin ist? Ich recherchierte sofort das damals zuständige Standesamt und hoffte, dass die Unterlagen erhalten geblieben waren.  Sie waren es, und die Unterlagen des Standesamtes Mescherin sind heute im Archiv in Gartz (Oder) gelagert. Ich fragte nach dem Geburtseintrag und einem evtl. vorhandenen Heiratseintrag der Eltern. Der Geburtseintrag wurde problemlos gefunden, eine Heirat der Eltern fand aber definitv nicht in diesem Standesamt statt.

Auch diese Spur brachte mich nicht weiter, da das Geburtsregister keine weiteren Hinweise auf die Herkunft der Eltern lieferte.

Aber so konnte ich wenigstens eine Station im Leben meiner Vorfahren ermitteln. In Staffelde existierte ein großes Gut, und Jakob SCHWARK soll Pferdewirt gewesen sein. Vielleicht lässt sich hier später mehr in Erfahrung bringen…

3. Ansatz

Einige Zeit ruhte das Thema, bis das Staatsarchiv Stettin im Mai 2015 die Standesamtregister von Brusenfelde für den Zeitraum 1875-1909 im Internet veröffentlichte.

Zu finden übrigens hier:

Personenstandsunterlagen Brusenfelde 1875-1909

 Eigentlich war ich auf der Suche nach Eintragungen zum Familiennamen BEIERSDORF aus Kranzfelde. Beim schnellen Blättern durch die Heiratsregister im Jahr 1909 fiel mir plötzlich ein Familienname auf, den ich irgendwie im Hinterkopf hatte: KOLBE. War nicht mal irgendjemand mit einem KOLBE verheiratet? Ja klar, die 1896 geborenen Schwester meiner Urgroßmutter. Aber die kann zu dem Zeitpunkt doch nicht geheiratet haben?

So las ich mir den Eintrag doch genauer durch. Und mich traf fast der Schlag als ich bei der Braut folgendes las:

„die Anna Emma Luise Schwark, […] geboren am zweiundzwanzigsten November des Jahres tausend achthundert neunundachtzig zu Güstow, Kreis Randow, wohnhaft in Cranzfelde. Tochter des Kolonisten Joseph Schwark und seiner Ehefrau Wilhelmine geborene Borchard wohnhaft in Cranzfelde. […]“

Auszug Heiratsurkunde Brusenfelde 1909

Auszug Heiratsurkunde Brusenfelde 1909

Schwark, Borchard, Kranzfelde??? Es klingelt! Das passt genau auf meine Suche. Hier heiratet eine mir unbekannte Tochter. Geboren ist diese in Güstow, welches auch noch ziemlich nah an Stettin liegt. Das könnte passen! Eigentlich suche ich nach Jakob SCHWARK. Aber bei Joseph oder Jakob kann sich meine Quelle natürlich auch geirrt haben.

Schnell wird die Quellenlage geprüft. Die Kirchenbücher von Güstow existieren noch. Liegen sogar im Landeskirchlichen Archiv in Greifswald. Dort habe ich sowieso zeitnah einen Termin. Gleichzeitig existieren sogar die Personenstandsunterlagen des Standesamtes Zahden/ Niederzahden im Staatsarchiv Stettin. Der Geburtseintrag der Anna Emma Luise und die eventuelle Hochzeit der Eltern werden sofort per Email aus dem Archiv in Stettin angefordert.

Jetzt heißt es warten. Auf den Termin im Landeskirchlichen Archiv in Greifswald, und auf Post aus Stettin… Die Ahnenforschung kann so spannend sein.

Weiter im nächsten Beitrag: Joseph Schwark – Geburtsort über Umwege gefunden – Teil 2