Archiv der Kategorie: Peters

Das Rätsel Piotrowski… Nr. 5

Fortsetzung des Beitrages: Das Rätsel Piotrowski… Nr. 4

Übersiedlung nach Rügen

In der Familie meiner Frau wurde häufig über den genauen Zeitraum und den Grund der Namensänderung spekuliert, wie aber bereits im vorherigen Beitrag erläutert, geht aus den Amtsgerichtsakten leider kein Grund zur Namensänderung der Familie PIOTROWSKI hervor. Auch der Grund der Übersiedlung nach Rügen lässt sich leider nicht ermitteln. Das Gerücht, dass der Gutsherr auf Rügen, bei dem die Familie PIOTROWSKI arbeitete, dies empfohlen hat, kann aber widerlegt werden, da die Namensänderung noch in Marienwerder beantragt wurde.

Was jedoch klar aus den Akten hervorgeht, ist der Umstand, dass der Ludwig PIOTROWSKI um das Jahr 1907 Kongresspolen verlässt und dann kurze Zeit in Groß Gorschen wohnhaft ist. Dieser Ort ist zwar nicht weit vom ursprünglichen Wohnort in Kongresspolen entfernt, befindet sich aber bereits im Landkreis Strasburg in Westpreußen. Also nicht mehr auf polnischem bzw. russischem Hoheitsgebiet.

Die ersten drei Kinder des Paares Ludwig PIOTROWSKI und Luise Berta JUNG sind laut Akten noch in Kongresspolen geboren:

  • Polykarp (später Paul) PIOTROWSKI *01.06.1900 in Lamkowizna
  • Richard PIOTROWSKI *02.08.1902 in Lamkowizna
  • Emilie PIOTROWSKI *31.12.1903 in Lamkowizna

Der Geburtsortsort befindet sich nur einige wenige Kilometer von Pachtarnia entfernt.

Die Kinder

  • Max PIOTROWSKI *24.05.1909
  • Johann Wilhelm PIOTROWSKI *18.09.1910

wurden dann bereist in Ganschvitz auf Rügen geboren.

Über den Grund der Auswanderung kann zum jetzigem Zeitpunkt nur spekuliert werden. Die Familie gehörte der evangelisch-augsburgischen Kirche an. Das Gebiet in der die Familie lebte, ist geprägt von deutschstämmigen Einwanderern. Der Familienname der Ehefrau des Ludwig Wilhelm PIOTROWSKI – Luise Bertha JUNG und auch die Familienname der diversen Tauf- und Trauzeugen weist auf eine „deutsche“ Abstammung hin. Es kann also vermutet werden, dass die Familien Nachkommen von deutschstämmigen Siedlern sind. Dies wäre typisch für diese Region. In mehreren Einwanderungswellen, zuletzt nach der 2. und 3. polnischen Teilung, wurden gezielt deutsche Siedler zur Kolonisation des Gebietes angeworben.

Evtl. bewogen die politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen in Kongresspolen die Familie zu einer Auswanderung.

Wie bereits erwähnt, ist dies jedoch Spekulation. Eine Erforschung der Familiengeschichte anhand der evangelisch-augsburgischen Kirchenbücher der Region, die glücklicherweise erhalten geblieben sind, wird dies evtl. klären können.

Diese Suche wird in naher Zukunft fortgesetzt. Da das eigentliche Ziel, die Suche nach der Herkunft der Familie PIOTROWSKI an dieser Stelle jedoch vorerst abgeschlossen ist, möchte ich die Beitragsreihe mit diesem Eintrag beenden.

Es werden sich sicherlich viele interessante neue Dinge ergeben, über die ich zu gegebener Zeit berichten werde.

Das Rätsel Piotrowski… Nr. 4

Fortsetzung des Beitrages: Das Rätsel Piotrowski… Nr. 3

Es gibt Neuigkeiten! Und zwar sehr erfreuliche…

Entgegen den Aussagen aus dem Jahr 2000, existieren die Amtsgerichtsakten aus dem Jahr 1948 doch noch! Vor einiger Zeit fragte ich per Email im Stadtarchiv und Landesarchiv in Greifswald nach den Akten und der bekannten Aktennummer. Und nur kurze Zeit später bekam ich eine positive Rückmeldung aus dem Landesarchiv in Greifswald. Lt. Aussage des Mitarbeiters sind diese auch erst seit kurzer Zeit erschlossen. Wir haben unsere Anfrage wohl genau zum richtigen Zeitpunkt gestellt. Einen großen Dank möchte ich noch an die sehr hilfsbereiten und kompetente n Mitarbeiter des Landesarchiv in Greifswald richten.

Wir konnten die beiden vorhandenen Akten dann im Landesarchiv einsehen und die wichtigsten Sachen konnten kopiert werden. Viele Interessante Neuigkeiten konnten herausgefiltert werden, wobei ich in diesem Beitrag auf den Prozess der Namensänderung eingehen will.

Die Namensänderung

Merkwürdig war, dass lt. den Randvermerken auf den Standesamtsregistern, die Genehmigung zur Namensänderung im Mai 1910 vom Regierungspräsidenten in Marienwerder ausgestellt worden ist, Johann Wilhelm PIOTROWSKI im September desselben Jahres auf Rügen geboren ist und ein Amtsgericht 38 Jahre später eine Namensänderung anordnet.

Dies konnte anhand der Akten nun eindeutig geklärt werden.

Nachfolgend ist die Abschrift der Genehmigung der Namensänderung vom Reichsregierungspräsidenten aufgeführt:

Abschrift Namensänderung

Die Genehmigung umfasst somit die Eltern Ludwig PIOTROWSKI und Luise Bertha geborene JUNG und 3 Geschwister des Johann PIOTROWSKI. Der am 18.09.1910 geborene Johann PIOTROWSKI, hätte demnach schon den Familiennamen PETERS tragen dürfen, da zum Zeitpunkt seiner Geburt, die Nachnamen der Eltern bereits geändert worden sind. Er ist aber noch mit dem alten Familiennamen im Standesamt verzeichnet worden, da

“ […] aus irgendwelchen Gründen die zuständigen Standesämter von dieser Namensänderung nicht unterrichtet worden […]“

Zitat aus Amtsgerichtsakten 1948

sind.

Im weiteren Verlauf wird es noch klarer:

“ […] Der Grund der späten Ausführung der Verfügung des Herrn Regierungs-Präsidenten in Marienwerder ist der Umstand, daß der mit der Genehmigung zur Namensänderung Bedachte, der Arbeiter Ludwig Piotrowski, die ihm zugegangene Genehmigung jahrelang aufbewahrte, ohne es zu veranlassen, daß nun auch die abänderungsbedürftigen Personenstandsurkunden Berichtigung erfuhren, da auch behördlich (Regierung in Marienwerder) diesbezüglich nichts veranlasst zu sein scheint[…]“

Zitat aus Amtsgerichtsakten 1948

Der 1909 geborene Max PIOTROWSKI ist in der Genehmigung von 1910 nicht aufgeführt, da zum Zeitpunkt der Geburt der Antrag auf Namensänderung beim Regierungspräsidenten Marienwerder noch lief. Die Familie ergänzte den laufenden Antrag jedoch nicht um den neugeborenen Sohn, sodass dieser von der Namensänderung ausgeschlossen war. Dies hob das Amtsgericht dann auch noch hervor, verweigerte aber die Führung des Familiennamen PETERS nicht.

Die Akten enthalten Angaben zur gesamten Familie PIOTROWSKI und deren Nachkommen. Auch die Geschwister des Johonn PIOTROWSKI strebten dann in den 40er Jahren eine behördliche Klärung des Sachverhaltes an. Dieses Verfahren beim Amtsgericht zog sich dann über mehrere Jahre bis 1948 hin, auch weil wichtige Unterlagen zwischenzeitlich nicht auffindbar waren.

Somit ist der Prozess der Namensänderung nun nachvollzogen. Zu den Gründen der Namensänderung, liegen in den Akten leider keine Hinweise vor. Nur eine Abschrift des Beschlusses des Regierungspräsidenten Marienwerder und die damalige Aktennummer ist verzeichnet.

Ob in den polnischen Archiven noch Akten verfügbar sind, ist zurzeit unbekannt. Eine Recherche dazu wird aber noch unternommen.

Was jedoch klar aus den Akten hervorgeht, ist der Weg der Übersiedlung von Kongresspolen Richtung Rügen, den ich in einem Folgebeitrag näher erläutern werde.

Weiter im nächsten Beitrag: Das Rätsel Piotrowski… Nr. 5

Das Rätsel Piotrowski… Nr. 1

Bereits vor einiger Zeit, hatte meine Frau das Ahnenfieber gepackt. Wahrscheinlich ausgelöst durch ihre Tätigkeit in einem Notariat, bei dem sie auch in Erbangelegenheiten eingebunden war.

Um das Jahr 2000 begann sie mit ihrer privaten Familienforschung. Insbesondere die Suche nach der Familie väterlicherseits, gestaltete sich schwierig und warf einige Rätsel auf, die damals nicht gelöst werden konnten. Und so verlor sich mit der Zeit auch das Interesse.

Nachdem ich im Jahr 2013 mit der Ahnenforschung begann, holte ich dieses Thema hervor, und begann mit der Sichtung und Sortierung der Unterlagen, die meine Frau ca. 12 Jahre zuvor bereits gesammelt hatte. Und wir konnten uns dann nach und nach daran erinnern, wo und warum die Forschungen in diesem Familienzweig stockten.

Ausgangspunkt war der auf Rügen geborene Großvater meiner Frau, auf dessen Geburtsurkunde sich zwei sehr umfangreiche Randvermerke befinden. Außerdem ist er 1910 mit dem Familiennamen PIOTROWSKI geboren worden.

Johann Wilhelm PETERS; *18.09.1910 in Ganschvitz / Rügen

Randvermerk Geburtsurkunde Johann Wilhelm PETERS

 „Auf Anordnung des Amtsgerichts Greifswald vom 7. Mai 1948 (6III 7/47) wird berichtigend vermerkt, daß der Familienname Piotrowski auf Grund der Genehmigung des Regierungspräsidenten Marienwerder vom 11. Mai 1910 in „Peters“ geändert worden ist. […]“

Weiterhin heißt es in einem zweiten Randvermerk:

„Laut Mitteilung des Amtsgerichts Greifswald vom 16. September 1948 6III 7/47, N.R. 605/48 wird berichtigend vermerkt, daß vorstehender Beschluß am 16. September 1948 rechtskräftig geworden ist. […]“

Merkwürdig an dieser Sache ist, dass die Genehmigung im Mai 1910 vom Regierungspräsidenten in Marienwerder ausgestellt worden ist, Johann Wilhelm PIOTROWSKI im September des selben Jahres auf Rügen geboren ist und ein Amtsgericht 38 Jahre später eine Namensänderung anordnet?

Eine Nachfrage beim Amtsgericht und dem zuständigen Archiv in Greifswald ergab damals, dass die Akten aus dieser Zeit durch falsche Lagerung zerstört sind.

Dies muss unbedingt nochmals geprüft werden, da diese Akten wohl eine hervorragende Quelle darstellen könnten…

Von der Akte des Amtsgerichts lag leider nur eine Abschrift des Beschlusses vor. Jedoch enthält diese noch ein weiteren Hinweis auf eine ebenfalls geänderte Geburtsurkunde Nr. 21/1909 aus dem Standesamt Tremt. Dabei wird es sich wohl um die Geburtsurkunde des 1909 geborenen Bruders Max PETERS/ PIOTROWSKI handeln.

Abschrift Beschluss Amtsgericht Greifswald 1948

Lt. Angaben aus der Familie, existieren noch weitere Geschwister

  • Paul PETERS/ PIOTROWSKI *1900
  • Richard PETERS/ PIOTROWSKI *1902
  • Martha PETERS/ PIOTROWSKI *1906
  • Bertha PETERS/ PIOTROWSKI *1915

Warum diese in dem Beschluss nicht aufgeführt sind, ist zurzeit nicht bekannt. Vielleicht sind diese nicht auf Rügen geboren? Eine Suche nach evtl. vorhandenen Geburtseintragungen der Geschwister in den Unterlagen des ehemaligen Standesamtes Tremt könnte dies klären. Leider wird dies nicht bei allen Personen möglich sein, da der Datenschutz (110 Jahre bei Geburten) greift, und diese Personen keine direkten Vorfahren sind.

Nachdem bereits die Geburtsurkunde von Johann Peters etwas rätselhaft war, wurde natürlich auch nach der Sterbeurkunde seines Vaters Ludwig Wilhelm PETERS/ PIOTROWSKI gesucht. Durch gute Informationen innerhalb der Familie und Eingrenzung des Suchzeitraumes, konnte sie durch das Standesamt in Gingst ermittelt werden.

Ludwig Wilhelm PETERS/ PIOTROWSKI starb am 03.11.1918 schon im Alter von 42 Jahren in Ganschvitz auf Rügen. In diesen Urkunden wird der Familienname mit PETERS angegeben. Aber die größte Überraschung kommt noch:

„[…] geboren zu Pachtania, Russisch Polen am 9. Dezember 1876 verheiratet gewesen mit Luise Berta Peters, geborene Jung – Sohn des Landwirt Johann Peters und dessen Ehefrau Johanna geborene Wiatowska […]

Pachtania? Russisch Polen? Noch nie gehört.

Dies war der Punkt im Jahr 2001, an dem die Suche ersteinmal endete. Umfangreiche Ortslisten, so wie sie es heute mit dem „Genealogischen Ortsverzeichnis“ (GOV) oder diversen Internetseiten, die sich ausführlich mit historischen Regionen beschäftigen, gab es damals noch nicht. Das Gebiet „Russisch Polen“ konnte zwar damals schon als Kongresspolen erkannt und lokalisiert werden, den Ort „Pachtania“ war damals aber nicht zu finden, obwohl diverse Karten genauestens abgesucht wurden.

Hinweise erhofften wir uns auch über den Geburtsort der Ehefrau Luise Berta JUNG, und auch hier konnte die Sterbeurkunde helfen:

„[…] Die Verstorbene war geboren am 24.10.1880 in Groß Krettki, Kreis Rippin […]“

Auch diese Spur führte also nach Kongresspolen. 1880 existierte zwar kein Kreis Rippin. Es konnte jedoch davon ausgegangen werden, das der Landkreis Rypin gemeint ist, der durch den Wiener Kongress 1815 Teil Kongresspolens wurde.

Wie bereits weiter oben erwähnt, konnten im Jahr 2001 keine weiteren Erkenntnisse gesammelt werden, und das Thema schlief bis zum Jahr 2013 ein.

Zu diesem Zeitpunkt griff ich dieses Thema wieder auf. So ganz vergessen wurde es über all die Jahre nicht. Auf Familienfeiern wurde immer wieder darüber gesprochen. Vielleicht war es auch ein Grund für mich, im Jahr 2013 mit der Ahnenforschung zu beginnen.

Jedenfalls holte ich dieses Thema wieder hervor, und sollte nach einiger Zeit auch Pachtania finden…

Weiter im nächsten Beitrag: Das Rätsel Piotrowski… Nr. 2