Das Rätsel Piotrowski… Nr. 1

Bereits vor einiger Zeit, hatte meine Frau das Ahnenfieber gepackt. Wahrscheinlich ausgelöst durch ihre Tätigkeit in einem Notariat, bei dem sie auch in Erbangelegenheiten eingebunden war.

Um das Jahr 2000 begann sie mit ihrer privaten Familienforschung. Insbesondere die Suche nach der Familie väterlicherseits, gestaltete sich schwierig und warf einige Rätsel auf, die damals nicht gelöst werden konnten. Und so verlor sich mit der Zeit auch das Interesse.

Nachdem ich im Jahr 2013 mit der Ahnenforschung begann, holte ich dieses Thema hervor, und begann mit der Sichtung und Sortierung der Unterlagen, die meine Frau ca. 12 Jahre zuvor bereits gesammelt hatte. Und wir konnten uns dann nach und nach daran erinnern, wo und warum die Forschungen in diesem Familienzweig stockten.

Ausgangspunkt war der auf Rügen geborene Großvater meiner Frau, auf dessen Geburtsurkunde sich zwei sehr umfangreiche Randvermerke befinden. Außerdem ist er 1910 mit dem Familiennamen PIOTROWSKI geboren worden.

Johann Wilhelm PETERS; *18.09.1910 in Ganschvitz / Rügen

Randvermerk Geburtsurkunde Johann Wilhelm PETERS

 „Auf Anordnung des Amtsgerichts Greifswald vom 7. Mai 1948 (6III 7/47) wird berichtigend vermerkt, daß der Familienname Piotrowski auf Grund der Genehmigung des Regierungspräsidenten Marienwerder vom 11. Mai 1910 in „Peters“ geändert worden ist. […]“

Weiterhin heißt es in einem zweiten Randvermerk:

„Laut Mitteilung des Amtsgerichts Greifswald vom 16. September 1948 6III 7/47, N.R. 605/48 wird berichtigend vermerkt, daß vorstehender Beschluß am 16. September 1948 rechtskräftig geworden ist. […]“

Merkwürdig an dieser Sache ist, dass die Genehmigung im Mai 1910 vom Regierungspräsidenten in Marienwerder ausgestellt worden ist, Johann Wilhelm PIOTROWSKI im September des selben Jahres auf Rügen geboren ist und ein Amtsgericht 38 Jahre später eine Namensänderung anordnet?

Eine Nachfrage beim Amtsgericht und dem zuständigen Archiv in Greifswald ergab damals, dass die Akten aus dieser Zeit durch falsche Lagerung zerstört sind.

Dies muss unbedingt nochmals geprüft werden, da diese Akten wohl eine hervorragende Quelle darstellen könnten…

Von der Akte des Amtsgerichts lag leider nur eine Abschrift des Beschlusses vor. Jedoch enthält diese noch ein weiteren Hinweis auf eine ebenfalls geänderte Geburtsurkunde Nr. 21/1909 aus dem Standesamt Tremt. Dabei wird es sich wohl um die Geburtsurkunde des 1909 geborenen Bruders Max PETERS/ PIOTROWSKI handeln.

Abschrift Beschluss Amtsgericht Greifswald 1948

Lt. Angaben aus der Familie, existieren noch weitere Geschwister

  • Paul PETERS/ PIOTROWSKI *1900
  • Richard PETERS/ PIOTROWSKI *1902
  • Martha PETERS/ PIOTROWSKI *1906
  • Bertha PETERS/ PIOTROWSKI *1915

Warum diese in dem Beschluss nicht aufgeführt sind, ist zurzeit nicht bekannt. Vielleicht sind diese nicht auf Rügen geboren? Eine Suche nach evtl. vorhandenen Geburtseintragungen der Geschwister in den Unterlagen des ehemaligen Standesamtes Tremt könnte dies klären. Leider wird dies nicht bei allen Personen möglich sein, da der Datenschutz (110 Jahre bei Geburten) greift, und diese Personen keine direkten Vorfahren sind.

Nachdem bereits die Geburtsurkunde von Johann Peters etwas rätselhaft war, wurde natürlich auch nach der Sterbeurkunde seines Vaters Ludwig Wilhelm PETERS/ PIOTROWSKI gesucht. Durch gute Informationen innerhalb der Familie und Eingrenzung des Suchzeitraumes, konnte sie durch das Standesamt in Gingst ermittelt werden.

Ludwig Wilhelm PETERS/ PIOTROWSKI starb am 03.11.1918 schon im Alter von 42 Jahren in Ganschvitz auf Rügen. In diesen Urkunden wird der Familienname mit PETERS angegeben. Aber die größte Überraschung kommt noch:

„[…] geboren zu Pachtania, Russisch Polen am 9. Dezember 1876 verheiratet gewesen mit Luise Berta Peters, geborene Jung – Sohn des Landwirt Johann Peters und dessen Ehefrau Johanna geborene Wiatowska […]

Pachtania? Russisch Polen? Noch nie gehört.

Dies war der Punkt im Jahr 2001, an dem die Suche ersteinmal endete. Umfangreiche Ortslisten, so wie sie es heute mit dem „Genealogischen Ortsverzeichnis“ (GOV) oder diversen Internetseiten, die sich ausführlich mit historischen Regionen beschäftigen, gab es damals noch nicht. Das Gebiet „Russisch Polen“ konnte zwar damals schon als Kongresspolen erkannt und lokalisiert werden, den Ort „Pachtania“ war damals aber nicht zu finden, obwohl diverse Karten genauestens abgesucht wurden.

Hinweise erhofften wir uns auch über den Geburtsort der Ehefrau Luise Berta JUNG, und auch hier konnte die Sterbeurkunde helfen:

„[…] Die Verstorbene war geboren am 24.10.1880 in Groß Krettki, Kreis Rippin […]“

Auch diese Spur führte also nach Kongresspolen. 1880 existierte zwar kein Kreis Rippin. Es konnte jedoch davon ausgegangen werden, das der Landkreis Rypin gemeint ist, der durch den Wiener Kongress 1815 Teil Kongresspolens wurde.

Wie bereits weiter oben erwähnt, konnten im Jahr 2001 keine weiteren Erkenntnisse gesammelt werden, und das Thema schlief bis zum Jahr 2013 ein.

Zu diesem Zeitpunkt griff ich dieses Thema wieder auf. So ganz vergessen wurde es über all die Jahre nicht. Auf Familienfeiern wurde immer wieder darüber gesprochen. Vielleicht war es auch ein Grund für mich, im Jahr 2013 mit der Ahnenforschung zu beginnen.

Jedenfalls holte ich dieses Thema wieder hervor, und sollte nach einiger Zeit auch Pachtania finden…

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