Ehepaar Hüpenbecker-Sandow

Vor einigen Monaten hatte ich mir vorgenommen, die bisher unerforschte Ahnenlinie HÜPENBECKER aus dem ehemaligen Kreis Franzburg aufzuarbeiten. Diese hatte ich bisher vollkommen vernachlässigt, da in diesem Bereich (fast) keine online Quellen vorliegen, die eine Recherche am Heimarbeitsplatz ermöglichen. Auch hatte ich aus der Familie kaum Urkunden oder Informationen.

Die ersten Anfragen an die Standesämter liefen auch problemlos und ich erhielt relativ schnell Informationen zu meinen Urgroßeltern und Hinweise auf die 2xUrgroßeltern

Johann Heinrich Friedrich HÜPENBECKER und Martha Friedchen Anna SANDOW.

Das erste mir bekannte Kind, mein Großvater, wurde 1907 in Krakow geboren. Dies bedeutete, dass sie vor 1907 geheiratet haben müssen. Üblicherweise versuche ich zu Beginn der Nachforschungen die standesamtliche Heiratseintragung zu finden, da dort meist sämtliche wichtige Angaben zu den Geburtsdaten der Ehepartner und deren Eltern enthalten sind. Die Suche nach der Heirat des Paares in den Unterlagen des zuständigen Standesamtes Leplow verlief aber ergebnislos. Auch eine Suche in den Registern der benachbarten Standesämter brachte keine neuen Treffer.

Als nächsten Schritt ermittelte ich mithilfe der Standesamtregister weitere Kinder des Paares, um in den jeweiligen Registereintragungen von Geburt-, Heirats- und Sterbefällen der Kinder weitere Hinweise zu erhalten. Aus zwei Heiratsurkunden von Kindern des Paares geht hervor, dass Johann Heinrich Friedrich HÜPENBECKER „zuletzt wohnhaft in Katzenow“ war, und er vor 1921 gestorben sein muss. Von der Sterbeurkunde erhoffte ich mir neue Erkenntnisse zu den Geburtsdaten. Erstaunlicherweise wurde der Sterbeeintrag jedoch auch nach mehrmaligem Suchen durch die Standesbeamtin nicht gefunden. Und auch hier dann wieder die Suche in den Registern der benachbarten Standesämter, ohne Erfolg.

Eine weitere Spur führte dann nach Stralsund. Martha Friedchen Anna SANDOW war ab spätestens 1931 in Stralsund wohnhaft und dort im Adressbuch als Witwe aufgeführt. Aber auch dort konnte weder der Sterbefall des Johann Heinrich Friedrich HÜPENBECKER noch der Sterbefall der Martha Friedchen Anna SANDOW durch das Standesamt und Stadtarchiv Stralsund gefunden werden.

So langsam verzweifelte ich, denn die Anfragen und Recherchen zogen sich nun bereits über mehrere Monate, da natürlich gewisse Wartezeiten bei jeder Anfrage an Archive und Standesämter auftreten. Und natürlich häufen sich auch die zu entrichtenden Gebühren.

Nach einer erneuten negativen Anfrage bekam ich dann den Hinweis einer Standesbeamtin, wahrscheinlich war sie schon etwas genervt von meinen vielen Anfragen, es mal über die „Kreismeldekartei“ des ehemaligen Kreises Franzburg zu versuchen. Die sich im Bestand des Archives des Landkreises VorpommernRügen befinden.

Die Antwort bekam ich bereits nach wenigen Tagen. Der Ehemann ist nicht verzeichnet, aber seine Ehefrau! Die Archivarin sendete mir in einer kurzen Email alle Daten, die ich so lange gesucht hatte, Geburtsdatum und -ort, Heiratsdatum und -ort und die Sterbedaten. Das ganze dann noch mit den entsprechenden Urkundennummern. So einfach kann es also sein.

Kreismeldekartei

Die sogenannte Kreismeldekartei wurde bei den zuständigen Volkspolizei-Kreisämter (VPKÄ) mit der Einführung von Personalausweisen Ende 1948, Anfang 1949 angelegt (Dienstanordnung zur Einführung von Personalausweisen der SBZ vom 01.12.1948) und bis ca. 1993 geführt und dann den Kreisarchiven übergeben. Das Meldewesen der ehemaligen DDR war durch die Polizei organisiert. Die VPKÄ bearbeiteten die An- und Abmeldungen. Die im Karteikartenformat vorliegende Quelle enthält zusätzlich zu den Meldedaten wie (Name, Anschrift, Lebensdaten) auch zusätzliche polizeiliche Eintragungen.

Diese Quelle stellt also eine hervorragende Möglichkeit für die Forschung in der jüngeren Vergangenheit dar. Aber Achtung, lt. Hinweis aus einem Archiv ist allerdings davon auszugehen, dass nicht alle Meldekarten der einzelnen Bürger, die im Einzugsgebiet gewohnt haben, vorhanden sind. Bei den Polizeibehörden wurde die Meldekarte 20 Jahre nach dem Tod des Bürgers vernichtet. In meinem Fall hatte ich wohl viel Glück (Suchperson †1957) oder es ist nicht in allen VPKÄ durchgeführt worden.

Im Kreisarchiv des Landkreises VorpommernRügen sind die Karteien der ehemaligen Kreise Grimmen, Stralsund, Ribnitz-Damgarten und Rügen archiviert.

Es werden leider keine Kopien angefertigt, die genealogisch relevanten Daten werden jedoch durch die Archive weitergegeben.

Die Kreismeldekarteien aus Greifswald (nur Landbezirk), Wolgast und Anklam befinden sich im Kreisarchiv des Landkreises Vorpommern-Greifswald in Anklam. Die Kreismeldekarteien Greifswald-Stadt sind im Stadtarchiv Greifswald aufbewahrt.

Weitere Recherche

Mit den neu gewonnenen Erkenntnisse war es nun ziemlich einfach an die für die Forschung wichtigen Register zu gelangen. Johann Heinrich Friedrich HÜPENBECKER wurde am 07.02.1871 in Zandershagen – Kreis Franzburg-Barth geboren. Die uneheliche Geburt von Martha Friedchen Anna SANDOW geschah am 09.01.1876 Sievertshagen – Kreis Grimmen. Das Ehepaar heiratete am 31.10.1897 in Vorland – Kreis Grimmen. Eltern waren

Friedrich Heinrich Christian HÜPENBECKER († Pöglitz) und Johanne Caroline Sophie ROSSOW

sowie

Caroline Friederike Maria SANDOW „welche später Christian Friedrich Martin WIESE ehelichte“.

Die Suche in den Kirchenbüchern der entsprechenden Kirchspiele kann also beginnen…

PS: Warum der Sterbefall des Johann Heinrich Friedrich HÜPENBECKER nicht in Katzenow gefunden werden konnte, erklärt sich durch den nun bestätigten Eintrag in den Verlustlisten des 1. Weltkrieges. Dort findet man in Ausgabe 1528 von 02.07.1917:

„Johann Hüpenbecker, * 7.2.71 Zandershagen – schwer verwundet und vermißt“

Eintrag Verlustliste Ausgabe 1528 vom 02.07.1917