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Meine 5-Generationen-Herkunfts-Übersicht

In den letzten Tagen gab es in der Ahnenforschergemeinde einen kleinen Trend zur Erstellung einer 5-Generationen-Herkunfts-Übersicht. Ich finde, dass dies eine recht interessante Spielerei ist, um eine grafische Übersicht zur eigenen Herkunft zu haben. Ich folge diesem Trend einfach mit der folgenden Übersicht:

5-Generationen-Herkunfts-Übersicht

5-Generationen-Herkunfts-Übersicht

Startpunkt ist meine Herkunft. Wie man sieht, stammen meine Vorfahren hauptsächlich aus dem pommerschen Gebiet (markiert mit grünen Farben). Zwei Ausreißer, Ostpreußen (rot markiert) und Posen (blau markiert), mischen sich in die Linien. Durch die Flucht 1945, ist die Linie meines Großvaters väterlicherseits und die Linie meiner Großmutter mütterlicherseits in die Region Vorpommern gekommen.

In früheren Generationen kommen noch einige andere pommersche Kreise (bspw. Pyritz), hinzu. Leider befinden sich noch einige graue Flecken in der Übersicht, an denen ich noch unbedingt arbeiten muss.

Gemeindeseelenlisten Kranzfelde und Neu Zarnow

Ich erwähnte bereits an mehreren Stellen die schwierigen Primärquellenlage1 im Kreis Greifenhagen. Diese sind durch die Kriegseinwirkungen größtenteils zerstört worden. Um dies auszugleichen muss in den betroffenen Gebieten auf andere Quellen ausgewichen werden. Für die Suche nach meinen Vorfahren mit den FN BEIERSDORF aus den Orten Kranzfelde und Neu Zarnow  startete ich vor einer Woche einen Versuch über die sogenannten Gemeindeseelenlisten, in der Hoffnung neue Informationen zu erhalten. Die genaue Beschreibung und der mögliche Zugriff auf diese Quellenart  ist unten aufgeführt.

Die Gemeindeseelenlisten liegen mir seit heute für die Orte Kranzfelde und Neu Zarnow vor. Sie beinhalten Angaben zu 271 bzw. 611 Personen. Darunter auch viele Familienmitglieder mit FN BEIERSDORF. Eine erste Sichtung ergab umfangreiche Informationen zu weiteren Familienmitgliedern. Bspw. sind meine 2xUrgroßeltern August BEIERSDORF und Emilie KUHN als Altsitzer und Altenteilerin im Haushalt eines Sohnes aufgeführt. Der nachfolgende Auszug gibt einen ersten Überblick über mögliche Angaben in den Gemeindeseelenlisten.

Auszug Gemeindeseelenliste Neu Zarnow

Auszug Gemeindeseelenliste Neu Zarnow

In der nächsten Zeit werde ich die Quellen detailliert auswerten und die Ergebnisse hier darstellen.

Gerne gebe ich bei konkreten Fragen Auskünfte aus den beiden Listen.

Gemeindeseelenlisten

Die Gemeindeseelenlisten wurden von ehemaligen Bürgern (Bürgermeister, Lehrer, usw.) der Orte und Gemeinden nach deren Flucht aus den Ostgebieten angelegt.

Diese Listen waren später die Grundlage für die Lastenausgleichsverfahren, in denen die Bundesrepublik Deutschland den Betroffenen Ausgleichszahlungen für die wirtschaftlichen Verluste gewährte.

Da die Listen aus dem Gedächtnis erstellt wurden, weisen diese natürlich Fehler und Lücken auf. Für den Familienforscher können hier aber sehr interessanten Angaben enthalten sein:

  1. Familienname und Vorname
  2. Geburtsjahr
  3. Beruf und Familienverhältnisse
  4. Angaben zu Grund- und Hausbesitz
  5. damalige Anschrift der Betroffenen
  6. Anschrift der Betroffenen nach der Flucht
  7. späterer Beruf
  8. Vermerk über Tote, Vermißte, Verschleppte, Kriegsgefangene, Zivilinternierte mit Datum, Ort und Ursache, Gewährsmann

Die Seelenlisten werden heute in der Ostdokumentation des Lastenausgleichsarchivs Bayreuth verwahrt. Eine allgemeine Übersicht der Bestände findet sich hier. Das Anfordern der Listen gestaltet sich vollkommen unkompliziert und kann per Email erfolgen. In dieser werden die entsprechenden Orte angegeben, ergänzt durch einen ausgefüllten Benutzungsantrag (unterschriebener Scan) und der Kopie des Personalausweises. Bei meiner Anfrage im Januar 2016 erhielt ich die Postsendung mit den kopierten Gemeindeseelenlisten bereits 7 Tage nach der Emailanfrage.

Um zu prüfen ob für pommersche Suchorte Unterlagen im Archiv existieren, kann das durch den Pommerschen Greif e. V. erstellte „Findbuch“ zu den Seelenlisten und Ortsplänen  verwendet werden. Dieses ist hier verfügbar.

1 Personenstandsregister Standesämter sowie Kirchenbücher

Fazit 2015

Das Jahr 2015 ist zwar noch nicht vorbei, ich möchte jedoch schon jetzt ein kleines Fazit ziehen.

Dieser BLOG existiert erst seit Mitte Juli des Jahres, trotzdem wurden bereits ca. 700 Besucher aus 43 Ländern auf den verschiedenen Seiten registriert. Und von diesen habe ich schon jetzt viele Rückmeldungen erhalten. Ich bin sehr beeindruckt.

Besonders überrascht bin ich über einige Rückmeldungen, die mich in meiner persönlichen Familienforschung sehr weitergebracht haben. Damit habe ich zu Beginn nicht gerechnet, da ich bisher meistens Rückmeldung über GEDBAS (Verein für Computergenealogie) erhalten habe.

Zwei Beispiele möchte ich hervorheben.

Zur BEIERSDORF-Linie aus Kranzfelde und Umgebung meldete sich in diesem Jahr eine Person bei mir, dessen Vorfahren in Neu Zarnow beheimatet waren. Diese Person konnte sich erinnern, dass der Name BEIERSDORF häufiger in der Familie gefallen ist. Einige Wochen und Emails später, konnte dann eine Verbindung hergestellt werden, über die ich einige neue Personen in meinen Stammbaum integrieren konnte. Diese wären mir ohne diesen Kontakt verborgen geblieben, da viele Primärquellen im Kreis Greifenhagen durch die Kriegseinwirkungen vernichtet bzw. verschollen sind. Auch einige interessante Familieninformationen habe ich dadurch erhalten. Ich werde im nächsten Jahr sicherlich ausführlich darüber berichten.

Auch die Beitragsserie zum Familiennamen PIOTROWSKI stieß auf große Resonanz. Im Moment bin ich sehr erfreut über eine Rückmeldung eines Forschers, der mir heute viele neue Daten zu den Familien PIOTROWSKI und JUNG, sowie Hinweise zur Familienforschung im Dobriner Land zugeschickt hat.

Daher möchte ich mich an dieser Stelle vielmals für die Rückmeldungen und uneigennützigen Hilfsangebote bedanken.

Für das nächste Jahr verspreche ich auch wieder neue Beiträge. Einige Entwürfe schlummern schon im Speicher. Bisher konnte ich sie noch nicht fertigstellen, da die Indizierung von pommerschen Personenstandsunterlagen aus dem Staatsarchiv Köslin, mit der ich mich zurzeit beschäftige, viel Zeit in Anspruch nimmt. (Es werden übrigens weiter Mitstreiter gesucht. Informationen zum Projekt findet man hier.)

Was wäre wenn? – Nottaufe 1819

Wir Familienforscher sehen in Kirchenbüchern ja immer wieder Einträge von Nottaufen, Totgeborenen oder sehr früh verstorbenen Kindern. Anfänglich bedrückten mich solche Einträge und die hohe Kindersterblichkeit. Später (über)liest man solche Einträge eigentlich ganz routiniert. So ist es jedenfalls bei mir…

Bei der Suche nach meiner Vorfahrin Regine Christine Friederike KRAUSE fand ich den folgenden Taufeintrag im Kirchenbuch Güstow (Kreis Randow):

Nottaufe 1819 – Kirchenbuch Güstow – Kr. Randow

„Den acht und zwanzigsten Januar 1819 ist des Tagelöhners Christian Krause Ehefrau, Benengel geb. Franz von einer Tochter entbunden worden, welche an denselben Tage in der Nottaufe die Namen Regine Christine Friederike erhalten hat. […]“

Zuerst dachte ich natürlich, dass dieser Taufeintrag wohl nicht zu meiner direkten Vorfahrin passt, da Kinder bald nach der Nottaufe starben. Nach der Prüfung aller Daten musste dies aber der richtige Eintrag sein. Geburtsjahr und Vornamen passen zu den bisher ermittelten Daten und es wurde auch kein Sterbeeintrag im Jahr 1819 (und später) in den Büchern gefunden.

Eine Nottaufe bei einer direkten Vorfahrin habe ich bisher noch nicht gehabt und stimmt mich nachdenklich. Was waren wohl die Gründe, die die Eltern zu einer Nottaufe bewegten? Was wäre wenn…..?

Sie überlebte jedoch die wohl schwierigen ersten Tage und Wochen nach der Geburt, heiratete zweimal (FN WERTH, BORCHARD/BORCHERT) und wurde später Mutter von mindestens 4 Kindern.

Hinweise für Forscher in Güstow

Die Kirchenbücher für Güstow/ Kr. Randow sind microverfilmt im Landeskirchlichen Archiv in Greifswald (zurzeit im Kirchenkreisarchiv, Karl-Marx-Platz 15, 17489 Greifswald) verfügbar und umfassen einen Zeitraum von 1738-1945. Für die Suche ist es besonders hilfreich, dass alphabetische Namensregister am Ende von einzelnen Büchern (mit Seitenangaben) aufgeführt sind.

Weiterhin sind Register des zugehörigen Standesamtes Zahden/ Niederzahden im Staatsarchiv Stettin aufbewahrt. Einige Jahrgänge sind auch bereits online verfügbar (Stand Oktober 2015).

  • Geburten 1875-1937 (1875-1877 online hier verfügbar)
  • Trauungen 1874-1937 (1874-1877 online hier verfügbar)
  • Todesfälle 1875-1937 (1875-1877 online hier verfügbar)

Joseph Schwark – Geburtsort über Umwege gefunden – Teil 2

Fortsetzung des Beitrages: Joseph Schwark – Geburtsort über Umwege gefunden

Wie im ersten Teil bereits ausführlich beschrieben, führte die neue Spur nach Güstow im Kreis Randow. Die Kirchenbücher von Güstow existieren noch und sind als Mikrofilm im Landeskirchlichen Archiv bzw. jetzt Kirchenkreisarchiv in Greifswald verfügbar. Auch die Personenstandsunterlagen des Standesamtes Zahden/ Niederzahden sind erhalten geblieben und lagern im Staatsarchiv Stettin.

Den Geburtseintrag der Anna Emma Luise und die eventuelle Hochzeit der Eltern hatte ich ja bereits per Email aus dem Staatsarchiv Stettin angefordert und nun stand mein bereits reservierter Termin im Kirchenkreisarchiv an.

Voller Spannung legte ich den Mikrofilm in das Lesegerät ein und spulte langsam zum Suchzeitraum vor. Anna Emma Luise SCHWARK soll lt. Heiratsregister am 22.11.1889 in Güstow geboren worden sein.

Schrecksekunde! Leider existiert im Jahr 1889 kein entsprechender Taufeintrag. Sollte die Spur wieder ins Leere laufen?

Ich arbeitete mich gespannt weiter vor und entdeckte schließlich den erlösenden Eintrag:

„Anna Emma Luise SCHWARK, geboren 22.11.1889, getauft am 27.03.1890, Eltern: Jospeh SCHWARK und Wilhelmine BORCHARD, Paten: 1. Arbeiter Ernst BORCHARD 2. Arbeiterfrau Auguste BORCHARD 3. Christine BORCHARD alle zu Güstow“

Die alphabetische Namensregister in den Kirchenbüchern von Güstow erleichterten die weitere Recherche enorm. Innerhalb kürzester Zeit konnte ich noch drei mir bis dahin unbekannte Kinder des Paares finden:

  • Martha Elise Ottilie SCHWARK *05.12.1885 ~18.01.1886
  • Albert Friedrich Karl SCHWARK *22.08.1891 ~26.12.1891
  • Ernst Rudolf Hermann SCHWARK *06.12.1894 ~21.03.1895

Aber leider sind bei keinem der Taufeinträge Hinweise zu Herkunft des Joseph SCHWARK angegeben. Ich hoffte daher nun auf den eventuell vorhandenen Traueintrag. Da das erste aufgeführte Kind im Jahr 1885 geboren ist, vermute ich die Heirat nun spätestens am Anfang des Jahres. Zusätzlich ist im Taufeintrag der Martha Elise Ottilie angegeben, dass die  Mutter Wilhelmine BORCHARD eine verwitwete WARSINSKY ist.

Und tatsächlich findet sich der Traueintrag des Paares in diesem Jahr. Am 04.05.1885 heiratet der 29 jährige Arbeiter Joseph SCHWARK die 30 jährige Witwe Wilhelmine Albertine Aug. BORCHARDT.

Es finden sich viele interessante Angaben in diesem Eintrag:

  • Eltern von Joseph SCHWARK bereits verstorben
  • Joseph SCHWARK war bisher noch nicht verheiratet
  • Vater von Wilhelmine BORCHARD bereits verstorben
  • Vater von Wilhelmine BORCHARD hieß Johann Carl Daniel
  • Mutter willigt zur Trauung ein

Die Suche war also sehr erfolgreich. Mit den bereits bekannten Fakten und mit den neuen Daten aus den Güstower Kirchenbüchern kann gut rekonstruiert werden, dass das Paar SCHWARK-BORCHARD mindestens in der Zeit von 1885 bis Ende 1894 in Güstow wohnhaft war, und 3 Kinder bekam, bevor sie 1896 in Staffelde Kr. Randow und 1899 in Lindow Kreis Greifenhagen zwei weitere Töchter zur Welt brachten. Auch der Taufeintrag der Wilhelmine BORCHARDT konnte in Güstow gefunden werden. Wilhelmine wurde am 24.11.1855 als Tochter des Johann Carl Daniel BORCHARDT und der Regine Christine Friederike KRAUSE geboren.

Zur eigentlichen Suche, der Herkunft des Joseph SCHWARK, sind aber leider auch hier keinerlei Anhaltspunkte zu finden gewesen.

Der Durchbruch

Aber bereits 4 Wochen nach meiner Anfrage an das Staatsarchiv Stettin, bekomme ich positive Nachricht. Dort hatte ich parallel den Geburtseintrag der Anna Emma Luise und die eventuelle Hochzeit der Eltern aus den Personenstandsunterlagen Zahden/ Niederzahden angefordert. Nach Überweisung der Gebühren und sehr kurzer Wartezeit, befanden sich zwei Scans in meinem Postfach. So auch die Heiratsurkunde des Paares Joseph SCHWARK und Wilhelmine BORCHARDT. Und im Gegensatz zum Traueintrag in den Kirchenbüchern von Güstow, ist hier auch der Geburtsort des Joseph SCHWARK angegeben.

Standesamt Heiratsregister 1885

„[…] geboren den dritten October des Jahres tausend acht hundert acht und fünfzig zu Stolzenhagen Kreis Heilsberg […]“

Nach langer Recherche habe ich endlich den Geburtsort. Joseph SCHWARK kommt also aus Stolzhagen im Kreis Heilsberg in Ostpreußen und ist der Sohn des Jakob SCHWARK und der Anna RADIGK.

Die Personenstandsunterlagen aus den Standesämtern sind eine wahre Fundgrube für Daten, die in Kirchenbüchern oftmals nicht aufgeführt sind. Man kann sich glücklich schätzen, wenn diese erhalten sind.

Kurze Zeit später bekomme ich durch die freundliche Hilfe eines Forschers in einem Forum auch noch die Bestätigung, dass der Taufeintrag im katholischen Kirchenbuch von Stolzhagen verzeichnet ist.

Die Suche kann also weitergehen. In Ostpreußen! Das bedeutet zwar wieder Einarbeitung in ein neues Suchgebiet, verspricht aber wieder sehr spannend zu werden. Ich freue mich darauf!

 

Bemerkung zum Schluß

Dem aufmerksamen Leser ist es vielleicht aufgefallen. Drei der vier in Güstow geborenen Kinder wurden erst 3 bis 4 Monate nach der Geburt getauft. Normalerweise wurde eine möglichst frühe Taufe der Kinder angestrebt, begründet in der damals hohen Säuglingssterblichkeit. Mögliche Erklärungen gibt es viele. Vielleicht ein harter Winter? Man stelle sich vor, dass ein Säugling durch hohen Schnee oder bei starkem Frost in eine kalte Kirche zur Taufe gebracht wird. Vielleicht lag es aber auch an einem schlechten Gesundheitszustand des Kindes oder an mangelndem Geld? Der Pastor, die Kerzen und das Läuten der Glocken mussten bezahlt werden. Oder vielleicht lag es auch an der Abwesenheit des Vaters, der Auswärts arbeitete?