Manchmal muss man in der Ahnenforschung viele Umwege gehen und geduldig sein. Bei der Suche nach meinem 2xUrgroßvater bin ich viele Wege gegangen, viele waren eine Sackgasse. Und manchmal hilft der Zufall. Beharrlichkeit zahlt sich irgendwann doch aus!
Bekannt war zu Beginn der Suche eigentlich nicht sehr viel. Ich hatte einen (falschen) Vornamen, ein Geburtsdatum und eine Kreisangabe zu dessen Herkunft.
Jakob SCHWARK, geboren 03.10.1858, Kreis Heilsberg
Kreis Heilsberg ist zu groß um auf Verdacht zu suchen. Dafür ist die Zeit zu kostbar, und dieser Weg bleibt als letzter Strohhalm immer noch.
Ich wusste noch, dass er mit Wilhelmine BORCHARDT, die am 24.11.1854 in einem Ort in der Nähe von Stettin geboren worden sein soll, verheiratet war. Also auch hier keine genauen Informationen.
Wir wissen alle wie wichtig der Geburtsort der Frauen ist, da dieser doch sehr häufig auch Heiratsort ist. Es galt also, den Geburtsort der Wilhelmine zu finden. Die Angabe, „in der Nähe von Stettin“, brachte mich nicht weiter. Andere Wege mussten her.
Zusätzlich waren mir zwei Kinder bekannt. Meine Urgroßmutter
Emma Bertha Mathilde SCHWARK, geboren am 27.02.1899 in Lindow Kreis Greifenhagen
und eine Schwester
Helene Martha SCHWARK, gestorben 1986 in Berlin
Die Quellenlage ist bei Kirchenbüchern und Personenstandsunterlagen im Kreis Greifenhagen sehr dürftig.
Einen guten Überblick über die Quellen im Kreis Greifenhagen bietet die Veröffentlichung von Dr. Franz Waldmann – „Familien- und ortsgeschichtliche Quellen im Kreis Greifenhagen“, in den Familiengeschichtlichen Mitteilungen SEDINA-ARCHIV, Heft 3/2010, Seite 76-82, oder auch
Übersicht Heimatkreis Greifenhagen
Viele Unterlagen gelten seit dem 2. Weltkrieg als zerstört oder verschollen. Erhalten gebliebene Bestände weisen oftmals große Lücken auf.
So auch die Register vom Standesamt Heinrichsdorf, welches für den Ort Lindow zuständig war. Gerade das Geburtsjahr 1899 der Emma SCHWARK ist in den erhalten gebliebenen Register, im Standesamt I in Berlin, nicht verfügbar. Weitergehende Hinweise zu den Eltern wären aber sowieso nicht im Geburtseintrag zu erwarten gewesen.
Auch die Sterbeurkunden oder Sterbeeinträge von Joseph SCHWARK und Wilhelmine BORCHARDT, aus denen in der Regel die Geburtsorte hervorgehen, waren nicht zu ermitteln. Die beiden starben in Kranzfelde. Es existieren weder Kirchenbücher für das Kirchspiel Brusenfelde, noch Standesamtregister des zuständigen Standesamtes Brusenfelde für den fraglichen Zeitraum.
2. Ansatz
Etwas enttäuscht blätterte ich in meinen Aufzeichnungen umher, bis mein Auge auf die Sterbeurkunde der Schwester meiner Urgroßmutter fiel.
Helene Martha SCHWARK, gestorben 1986 in Berlin, geboren in Staffelde Kr. Randow. Das war mir bisher nie aufgefallen. Ist damit vielleicht der Ort in der Nähe von Stettin gemeint, obwohl dieser eigentlich nicht so nah an Stettin ist? Ich recherchierte sofort das damals zuständige Standesamt und hoffte, dass die Unterlagen erhalten geblieben waren. Sie waren es, und die Unterlagen des Standesamtes Mescherin sind heute im Archiv in Gartz (Oder) gelagert. Ich fragte nach dem Geburtseintrag und einem evtl. vorhandenen Heiratseintrag der Eltern. Der Geburtseintrag wurde problemlos gefunden, eine Heirat der Eltern fand aber definitv nicht in diesem Standesamt statt.
Auch diese Spur brachte mich nicht weiter, da das Geburtsregister keine weiteren Hinweise auf die Herkunft der Eltern lieferte.
Aber so konnte ich wenigstens eine Station im Leben meiner Vorfahren ermitteln. In Staffelde existierte ein großes Gut, und Jakob SCHWARK soll Pferdewirt gewesen sein. Vielleicht lässt sich hier später mehr in Erfahrung bringen…
3. Ansatz
Einige Zeit ruhte das Thema, bis das Staatsarchiv Stettin im Mai 2015 die Standesamtregister von Brusenfelde für den Zeitraum 1875-1909 im Internet veröffentlichte.
Zu finden übrigens hier:
Personenstandsunterlagen Brusenfelde 1875-1909
Eigentlich war ich auf der Suche nach Eintragungen zum Familiennamen BEIERSDORF aus Kranzfelde. Beim schnellen Blättern durch die Heiratsregister im Jahr 1909 fiel mir plötzlich ein Familienname auf, den ich irgendwie im Hinterkopf hatte: KOLBE. War nicht mal irgendjemand mit einem KOLBE verheiratet? Ja klar, die 1896 geborenen Schwester meiner Urgroßmutter. Aber die kann zu dem Zeitpunkt doch nicht geheiratet haben?
So las ich mir den Eintrag doch genauer durch. Und mich traf fast der Schlag als ich bei der Braut folgendes las:
„die Anna Emma Luise Schwark, […] geboren am zweiundzwanzigsten November des Jahres tausend achthundert neunundachtzig zu Güstow, Kreis Randow, wohnhaft in Cranzfelde. Tochter des Kolonisten Joseph Schwark und seiner Ehefrau Wilhelmine geborene Borchard wohnhaft in Cranzfelde. […]“
Schwark, Borchard, Kranzfelde??? Es klingelt! Das passt genau auf meine Suche. Hier heiratet eine mir unbekannte Tochter. Geboren ist diese in Güstow, welches auch noch ziemlich nah an Stettin liegt. Das könnte passen! Eigentlich suche ich nach Jakob SCHWARK. Aber bei Joseph oder Jakob kann sich meine Quelle natürlich auch geirrt haben.
Schnell wird die Quellenlage geprüft. Die Kirchenbücher von Güstow existieren noch. Liegen sogar im Landeskirchlichen Archiv in Greifswald. Dort habe ich sowieso zeitnah einen Termin. Gleichzeitig existieren sogar die Personenstandsunterlagen des Standesamtes Zahden/ Niederzahden im Staatsarchiv Stettin. Der Geburtseintrag der Anna Emma Luise und die eventuelle Hochzeit der Eltern werden sofort per Email aus dem Archiv in Stettin angefordert.
Jetzt heißt es warten. Auf den Termin im Landeskirchlichen Archiv in Greifswald, und auf Post aus Stettin… Die Ahnenforschung kann so spannend sein.
Weiter im nächsten Beitrag: Joseph Schwark – Geburtsort über Umwege gefunden – Teil 2