Gemeindeseelenlisten Kranzfelde und Neu Zarnow

Ich erwähnte bereits an mehreren Stellen die schwierigen Primärquellenlage1 im Kreis Greifenhagen. Diese sind durch die Kriegseinwirkungen größtenteils zerstört worden. Um dies auszugleichen muss in den betroffenen Gebieten auf andere Quellen ausgewichen werden. Für die Suche nach meinen Vorfahren mit den FN BEIERSDORF aus den Orten Kranzfelde und Neu Zarnow  startete ich vor einer Woche einen Versuch über die sogenannten Gemeindeseelenlisten, in der Hoffnung neue Informationen zu erhalten. Die genaue Beschreibung und der mögliche Zugriff auf diese Quellenart  ist unten aufgeführt.

Die Gemeindeseelenlisten liegen mir seit heute für die Orte Kranzfelde und Neu Zarnow vor. Sie beinhalten Angaben zu 271 bzw. 611 Personen. Darunter auch viele Familienmitglieder mit FN BEIERSDORF. Eine erste Sichtung ergab umfangreiche Informationen zu weiteren Familienmitgliedern. Bspw. sind meine 2xUrgroßeltern August BEIERSDORF und Emilie KUHN als Altsitzer und Altenteilerin im Haushalt eines Sohnes aufgeführt. Der nachfolgende Auszug gibt einen ersten Überblick über mögliche Angaben in den Gemeindeseelenlisten.

Auszug Gemeindeseelenliste Neu Zarnow

Auszug Gemeindeseelenliste Neu Zarnow

In der nächsten Zeit werde ich die Quellen detailliert auswerten und die Ergebnisse hier darstellen.

Gerne gebe ich bei konkreten Fragen Auskünfte aus den beiden Listen.

Gemeindeseelenlisten

Die Gemeindeseelenlisten wurden von ehemaligen Bürgern (Bürgermeister, Lehrer, usw.) der Orte und Gemeinden nach deren Flucht aus den Ostgebieten angelegt.

Diese Listen waren später die Grundlage für die Lastenausgleichsverfahren, in denen die Bundesrepublik Deutschland den Betroffenen Ausgleichszahlungen für die wirtschaftlichen Verluste gewährte.

Da die Listen aus dem Gedächtnis erstellt wurden, weisen diese natürlich Fehler und Lücken auf. Für den Familienforscher können hier aber sehr interessanten Angaben enthalten sein:

  1. Familienname und Vorname
  2. Geburtsjahr
  3. Beruf und Familienverhältnisse
  4. Angaben zu Grund- und Hausbesitz
  5. damalige Anschrift der Betroffenen
  6. Anschrift der Betroffenen nach der Flucht
  7. späterer Beruf
  8. Vermerk über Tote, Vermißte, Verschleppte, Kriegsgefangene, Zivilinternierte mit Datum, Ort und Ursache, Gewährsmann

Die Seelenlisten werden heute in der Ostdokumentation des Lastenausgleichsarchivs Bayreuth verwahrt. Eine allgemeine Übersicht der Bestände findet sich hier. Das Anfordern der Listen gestaltet sich vollkommen unkompliziert und kann per Email erfolgen. In dieser werden die entsprechenden Orte angegeben, ergänzt durch einen ausgefüllten Benutzungsantrag (unterschriebener Scan) und der Kopie des Personalausweises. Bei meiner Anfrage im Januar 2016 erhielt ich die Postsendung mit den kopierten Gemeindeseelenlisten bereits 7 Tage nach der Emailanfrage.

Um zu prüfen ob für pommersche Suchorte Unterlagen im Archiv existieren, kann das durch den Pommerschen Greif e. V. erstellte „Findbuch“ zu den Seelenlisten und Ortsplänen  verwendet werden. Dieses ist hier verfügbar.

1 Personenstandsregister Standesämter sowie Kirchenbücher

Familie ZILM – PAEPER auf Rügen

Die Forschungen zu den Vorfahren meiner Frau führen mich immer mal wieder auf die Insel Rügen. Vor einigen Tagen erhielt ich eine umfangreiche Urkundensammlung aus dem ehemaligen Standesamt Trent auf Rügen, dessen ehemaligen Bestände nun im Kreisarchiv Stralsund archiviert sind.

Eine Mitarbeiterin des Archives führte eine sehr tolle und ausführliche Suche aus, durch die ich in einer Nebenlinie auf eine sehr kinderreiche Familie stieß. Es konnten nach jetzigem Wissenstand 16! Kinder zugeordnet werden, was auch für damalige Zeiten eine durchaus hohe Kinderzahl ist. Bisher hatte ich solche Anzahl nicht annähernd in meinen Datensammlungen. Wie üblich, überlebten jedoch nur wenige das Kindesalter. Alle anderen habe ich in der unten stehenden Liste hervorgehoben.

Diese Daten möchte ich hier veröffentlichen, da sie evtl. für andere Familienforscher hilfreich sind. Zu den Kindern sind auch die späteren Ehepartner und in einigen Fällen die Kinder bekannt. Die Verbindung zu den Vorfahren meiner Frau besteht in der Ehe des 3. Kindes Gustave Minna Maria ZILM, die am 11.11.1900 den Wilhelm Carl Malte NEISNER in Schaprode heiratet.

Es handelt sich um die Familie

Eduard Carl Johann ZILM – Friederike Johanna Jacobine PAEPER

Eduard Carl Johann ZILM wird in den Urkunden von 1882-1887 als „Einlieger zu Dwarsdorf, Gutsbezirk Vaschvitz“ bezeichnet. Ab spätestens 1893 ist die Familie zuerst in Tribkevitz dann in Freesen ansässig.

Weitere Daten zum Ehepaar, wie bspw. Heirats- und Sterbedaten, sind zurzeit nicht bekannt. Aus einer Heiratsurkunde eines Kindes geht hervor, dass beide 1910 in Trent wohnhaft sind.

Nachfolgend die Kinder:

  1. Auguste Karoline Johanne ZILM *11.02.1871 Rappin – verheiratet mit UDARS
  2. Elise Clara Auguste ZILM *26.01.1873 Postelitz – verheiratet mit HERMANN
  3. Gustave Minna Maria ZILM *26.04.1874 Kartzitz – verheiratet mit NEISNER
  4. Carl Heinrich Moritz ZILM *errechnet Mai 1876 Patzig – †12.09.1883 Dwarsdorf
  5. Johann Wilhelm August ZILM *errechnet um 1877 Helle – †11.01.1896 Kosel/ Freesen
  6. Emma Auguste Friederike ZILM *21.07.1879 Helle – †22.10.1918 Bergen – verheiratet mit PUTBRESE
  7. Caroline Johanna ZILM *errechnet um 1880 Helle – †26.03.1886 Dwarsdorf
  8. Wilhelmine Johanna Carolina *12.05.1882 Dwarsdorf – †16.08.1882 Dwarsdorf
  9. Wilhelm August Hermann ZILM *06.08.1883 Dwarsdorf – †05.08.1915 Narew (Ostfront)
  10. NN (männlich) ZILM *27.01.1885 Dwarsdorf – †27.01.1885 Dwarsdorf
  11. Christof Emil Adolf ZILM *23.02.1886 Dwarsdorf – †1947 Bergen – verheiratet mit RISCH
  12. Anna Emilie Mathilde ZILM *25.04.1887 Dwarsdorf – †06.07.1887 Dwarsdorf
  13. NN (weiblich) ZILM *04.07.1888 Dwarsdorf – †06.07.1888 Dwarsdorf
  14. Emilie Martha Mathilde ZILM *09.11.1891 Dwarsdorf – †29.08.1892 Dwarsdorf
  15. Martha Auguste Karoline ZILM *18.09.1893 Tribkevitz – †02.10.1893 Tribkevitz
  16. Karl Walter Albert ZILM *24.07.1896 Freesen – †29.07.1896 Freesen

Zur besseren Übersicht habe ich eine pdf-Datei erstellt. Die zugehörigen Urkunden können gerne bei mir angefordert werden. Außerdem sind die Daten auch in GEDBAS zu finden!

Über Ergänzungen würde ich mich freuen. Meine Emailadresse finden sie im Impressum.

Fazit 2015

Das Jahr 2015 ist zwar noch nicht vorbei, ich möchte jedoch schon jetzt ein kleines Fazit ziehen.

Dieser BLOG existiert erst seit Mitte Juli des Jahres, trotzdem wurden bereits ca. 700 Besucher aus 43 Ländern auf den verschiedenen Seiten registriert. Und von diesen habe ich schon jetzt viele Rückmeldungen erhalten. Ich bin sehr beeindruckt.

Besonders überrascht bin ich über einige Rückmeldungen, die mich in meiner persönlichen Familienforschung sehr weitergebracht haben. Damit habe ich zu Beginn nicht gerechnet, da ich bisher meistens Rückmeldung über GEDBAS (Verein für Computergenealogie) erhalten habe.

Zwei Beispiele möchte ich hervorheben.

Zur BEIERSDORF-Linie aus Kranzfelde und Umgebung meldete sich in diesem Jahr eine Person bei mir, dessen Vorfahren in Neu Zarnow beheimatet waren. Diese Person konnte sich erinnern, dass der Name BEIERSDORF häufiger in der Familie gefallen ist. Einige Wochen und Emails später, konnte dann eine Verbindung hergestellt werden, über die ich einige neue Personen in meinen Stammbaum integrieren konnte. Diese wären mir ohne diesen Kontakt verborgen geblieben, da viele Primärquellen im Kreis Greifenhagen durch die Kriegseinwirkungen vernichtet bzw. verschollen sind. Auch einige interessante Familieninformationen habe ich dadurch erhalten. Ich werde im nächsten Jahr sicherlich ausführlich darüber berichten.

Auch die Beitragsserie zum Familiennamen PIOTROWSKI stieß auf große Resonanz. Im Moment bin ich sehr erfreut über eine Rückmeldung eines Forschers, der mir heute viele neue Daten zu den Familien PIOTROWSKI und JUNG, sowie Hinweise zur Familienforschung im Dobriner Land zugeschickt hat.

Daher möchte ich mich an dieser Stelle vielmals für die Rückmeldungen und uneigennützigen Hilfsangebote bedanken.

Für das nächste Jahr verspreche ich auch wieder neue Beiträge. Einige Entwürfe schlummern schon im Speicher. Bisher konnte ich sie noch nicht fertigstellen, da die Indizierung von pommerschen Personenstandsunterlagen aus dem Staatsarchiv Köslin, mit der ich mich zurzeit beschäftige, viel Zeit in Anspruch nimmt. (Es werden übrigens weiter Mitstreiter gesucht. Informationen zum Projekt findet man hier.)

Was wäre wenn? – Nottaufe 1819

Wir Familienforscher sehen in Kirchenbüchern ja immer wieder Einträge von Nottaufen, Totgeborenen oder sehr früh verstorbenen Kindern. Anfänglich bedrückten mich solche Einträge und die hohe Kindersterblichkeit. Später (über)liest man solche Einträge eigentlich ganz routiniert. So ist es jedenfalls bei mir…

Bei der Suche nach meiner Vorfahrin Regine Christine Friederike KRAUSE fand ich den folgenden Taufeintrag im Kirchenbuch Güstow (Kreis Randow):

Nottaufe 1819 – Kirchenbuch Güstow – Kr. Randow

„Den acht und zwanzigsten Januar 1819 ist des Tagelöhners Christian Krause Ehefrau, Benengel geb. Franz von einer Tochter entbunden worden, welche an denselben Tage in der Nottaufe die Namen Regine Christine Friederike erhalten hat. […]“

Zuerst dachte ich natürlich, dass dieser Taufeintrag wohl nicht zu meiner direkten Vorfahrin passt, da Kinder bald nach der Nottaufe starben. Nach der Prüfung aller Daten musste dies aber der richtige Eintrag sein. Geburtsjahr und Vornamen passen zu den bisher ermittelten Daten und es wurde auch kein Sterbeeintrag im Jahr 1819 (und später) in den Büchern gefunden.

Eine Nottaufe bei einer direkten Vorfahrin habe ich bisher noch nicht gehabt und stimmt mich nachdenklich. Was waren wohl die Gründe, die die Eltern zu einer Nottaufe bewegten? Was wäre wenn…..?

Sie überlebte jedoch die wohl schwierigen ersten Tage und Wochen nach der Geburt, heiratete zweimal (FN WERTH, BORCHARD/BORCHERT) und wurde später Mutter von mindestens 4 Kindern.

Hinweise für Forscher in Güstow

Die Kirchenbücher für Güstow/ Kr. Randow sind microverfilmt im Landeskirchlichen Archiv in Greifswald (zurzeit im Kirchenkreisarchiv, Karl-Marx-Platz 15, 17489 Greifswald) verfügbar und umfassen einen Zeitraum von 1738-1945. Für die Suche ist es besonders hilfreich, dass alphabetische Namensregister am Ende von einzelnen Büchern (mit Seitenangaben) aufgeführt sind.

Weiterhin sind Register des zugehörigen Standesamtes Zahden/ Niederzahden im Staatsarchiv Stettin aufbewahrt. Einige Jahrgänge sind auch bereits online verfügbar (Stand Oktober 2015).

  • Geburten 1875-1937 (1875-1877 online hier verfügbar)
  • Trauungen 1874-1937 (1874-1877 online hier verfügbar)
  • Todesfälle 1875-1937 (1875-1877 online hier verfügbar)

Ahnenforschungsstammtisch Greifswald

Am Samstag den 24.10.2015 fand der 2. Ahnenforschungsstammtisch in Greifswald statt. Entstanden ist dieser aus einer Idee in einer Facebook-Gruppe zum Thema Ahnenforschung. Da es solche Stammtische im Bereich Vorpommern nicht gab, haben wir uns spontan entschieden, einen solchen Stammtisch zu veranstalten.

In gemütlicher Runde trafen sich dieses mal 12 Ahnenforscher (nicht nur aus Greifswald) um sich ganz ungezwungen über die Familienforschung im Allgemeinen und speziell über die Forschung in Mecklenburg-Vorpommern und Pommern auszutauschen.

Weitere Treffen sind in Zukunft geplant. Die Organisatoren werden versuchen, geeignete Räume anzumieten und ein kleines Rahmenprogramm zu gestalten, da dies von einigen Teilnehmern angeregt wurde.

Es sollen sich alle an der Ahnenforschung interessierten Personen angesprochen fühlen. Ihr seid herzlich eingeladen! Es wäre schön, wenn wir ein regelmäßiges Treffen in Greifswald bzw. Mecklenburg-Vorpommern etablieren könnten.

Das nächste Treffen ist für April/ Mai 2016 geplant. Bei großem Interesse auch früher. Interessenten können sich gerne bei mir melden. Ich stelle dann die weiteren Informationen zur Verfügung. Meine Emailadresse finden sie im Impressum.