Jeder Forscher kennt es. Wechselnde Schreibweisen des Familiennamens in den Einträgen von Kirchenbüchern (Standesamtsregister sind hier nicht ausgeschlossen). Es kommt häufig vor, dass der Familienname ein und derselben Person in unterschiedlichen Weisen geschrieben wird. Die Pfarrer schrieben in der Regel nach Gehör und Dialekt und vielleicht kam auch noch ein schlechtes Erinnerungsvermögen hinzu. Insbesondere bei Wechsel des Pfarrers in der Kirchengemeinde oder bei Umzug der Vorfahren in ein anderes Kirchspiel, entstanden so die unterschiedlichsten Schreibweisen. Da die einfache Bevölkerung meistens nicht des Lesens und des Schreibens mächtig war, konnte es von den Anwesenden nicht korrigiert werden. Wer dachte auch schon an uns Ahnenforscher.
Ein besonderes Beispiel habe auch ich bei meinen Forschungen kennenlernen „dürfen“.
Mein Altgroßvater (Kekule-Nummer 52) Johann Carl Friedrich WEGNER wurde am 10.03.1832 in Anklam geboren und am 25.03.1832 in der St. Nicolaikirche getauft.
Lt. diesem Taufeintrag war der Name der Mutter „Maria Friedr. GLÄVE“. Da sich ein möglicher Trau- oder Proklamationseintrag der Eltern in den Kirchenbüchern der St. Nicolai und St. Marienkirche nicht finden ließ, ermittelte ich für die weitere Recherche alle Kinder des Paares in den online einsehbaren Kirchenbüchern. Die Bücher finden sich übrigens unter nachfolgenden Links:
- St. Nicolai Kirche Anklam 1829-1848
- St. Nicolai Kirche Anklam 1849-1871
- St. Nicolai Kirche Anklam 1872-1874
- St. Marien Kirche Anklam 1829-1866
- St. Marien Kirche Anklam 1867-1874
In diesen Kirchenbüchern, und aus den Büchern vor 1829, konnten insgesamt 8 Kinder gefunden werden. Hierbei kam die häufige Änderung des Familiennamens zum Vorschein. Ich habe den Nachnamen der Mutter, der in den Taufeinträgen angegeben, wurde hinter die jeweiligen Kinder geschrieben:
- Johann Christian WEGNER *22.09.1824 (später aus KB ermittelt)
- Friederica Maria Johanna WEGNER *04.01.1828 (später aus KB ermittelt)
- Carl Friedrich WEGNER *10.03.1832 – Name der Mutter: GLÄVE
- Dorothea Maria Carolina WEGNER *15.08.1834 – Name der Mutter: GLÄWE
- Wilhelm Jacob Christian WEGNER *06.12.1835 – Name der Mutter: GLOEBE
- Sophia Dorothea WEGNER *07.11.1838 – Name der Mutter: GLOEDE
- Carl Heinrich WEGNER *28.07.1841- Name der Mutter: GLOEDE
- Carl Friedrich WEGNER *27.07.1843 – Name der Mutter: GLÖDE
Weiterhin ist im Proklamationseintrag von 1823, aus dem Kirchenbuch St. Marien, die Braut mit dem Familiennamen GLOEBE verzeichnet.
Und der Traueintrag im Kirchenbuch Ranzin sagt dann wieder GLÄVE.
Und zwischendurch ist der Vater im Sterbeeintrag vom 29.11.1821 unter dem Namen Johann Christoph GLÄWE († in Möckow) verzeichnet.
Zusammenfassung
Und so sieht es dann in der zeitlichen Übersicht aus. Fünf verschiedene Schreibweisen des Nachnamens konnte ich finden. Obwohl die Taufen der Kinder in ein und derselben Kirchengemeinde durchgeführt worden. Führt man sich mal den Pommerschen Dialekt vor Augen, wird dies dann nachvollziehbar.
- 1821 – GLÄWE
- 1823 – GLOEBE bei Proklamation
- 1823 – GLÄVE bei Trauung
- 1832 – GLÄVE
- 1834 – GLÄWE
- 1835 – GLOEBE
- 1838 – GLOEDE
- 1841 – GLOEDE
- 1843 – GLÖDE
Mit welchem Familiennamen Maria Friederike Christiana geboren worden ist, kann ich im Moment nicht sagen, da die Taufe noch nicht eindeutig identifiziert werden konnte. Die Prüfung der gesammelten Daten dauert an.
Fazit
Wie nun damit umgehen? Normalerweise führe ich den Familiennamen aus dem Taufeintrag in meinen Unterlagen und vermerke die anderen als „Alternative Namen“ (ich nutze die Software GRAMPS). Aber das muss jeder Forscher für sich alleine festlegen. Beachtet werden muss dies natürlich bei der weiteren Recherche. Probleme kann dies bei der Indizierung von familiengeschichtlichen Quellen machen. Der Ersteller von verschiedenen Online Familienbüchern im Raum Vorpommern, Christian Boose, empfiehlt daher in seinem Artikel „Online-Ortsfamilienbücher“ im „Sedina-Archiv 3-2011“:
„[…] Puristen unter den Kirchenbuchverkartern nehmen alle Kirchenbucheinträge wörtlich auf, d.h. mit allen Fehlern und Abweichungen. Wenn Ihr Programm die Möglichkeit bietet, dann entscheiden Sie sich für einen sogenannten Leitnamen, dem Sie alle weiteren Schreibweisen als Aliasnamen hinzufügen. Das hat den großen Vorteil, dass Sie in Ihrer Datenbank eine Person mit diversen abweichenden Schreibweisen leichter finden und zuordnen können, am Anfang Ihrer Tätigkeit sicher kein Problem, bei Datenbanken ab 10000 Personen aber reiner Selbstzweck. Im Ortsfamilienbuch werden alle Namensformen dadurch sichtbar gemacht. […]“
Warum sollte man sich in seinen Unterlagen dann auf einen Familiennamen festlegen? Den gab es bei unseren Vorfahren nämlich auch nicht…