Teil 1: Schicksal von Robert Bünning – Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 225

Vor ziemlich genau 100 Jahren starb mein 2xUrgroßvater Robert Carl Friedrich BÜNNING mit nur 39 Jahren im 1. Weltkrieg an der Ostfront. Er hinterließ seine Frau nach nur 15 Jahren Ehe und meinen Urgroßvater im Alter von 13 Jahren! Mich hat dieses Schicksal sehr bewegt und nachdenklich gestimmt. Daher stelle ich mir die Aufgabe, nähere Informationen zu seinen Einsatzorten und evtl. sogar Genaueres zu den Umständen seines Todes herauszufinden. Vielleicht sogar seine letzte Ruhestätte? Er soll nicht nur ein Name mit Geburts- und Sterbedatum in meiner Familiengeschichte bleiben.

Da ich nach dem Schreiben des Beitrags feststellen muss, dass dieser doch recht umfangreich geworden ist, möchte ich ihn in 2 Teilen veröffentlichen.

Dieser Beitrag soll sich an alle Forscher richten die, wie ich damals, keine Erfahrungen bei der Recherche nach Militärangehörigen haben. Außerdem soll er einige der aktuellen Recherchemöglichkeiten aufzeigen. Ich würde mich freuen, wenn ich anderen Familienforschern damit helfen und sie ebenfalls zu einer genaueren Suche inspirieren kann. Auch bin ich dankbar für Hinweise auf weitere Recherchemöglichkeiten zu Gefallenen des 1. Weltkrieges.

Der Auslöser der Suche

Meine Suche begann mit dem Erhalt der Sterbeurkunde des Robert Carl Friedrich BÜNNING. Da ich keinerlei Unterlagen aus der Familie vorliegen hatte, dauerte die Suche nach dieser Urkunde eine längere Zeit. Insbesondere da ich den Tod meines 2xUrgroßvaters natürlich zu einem späteren Zeitpunkt vermutete. Dank einer wirklich hilfsbereiten Standesbeamtin und deren ausdauernden Suche, konnte diese aber nach einiger Zeit gefunden werden.

Auf dieser Urkunde musste ich dann folgendes Lesen:

„[…] Das Zentral Nachweise Bureau des Kriegsministerium hat mitgeteilt
dass der Gefreite Robert Bünning / landwirtsch. Arbeiter/
39 Jahre, evangelischer Religion
wohnhaft zu Wahlendow
geboren zu Usedom, Kreis Usedom-Wollin
am 5. April tausend achthundert siebzig und sechs
Sohn des Arbeiters Daniel Bünning
Ehefrau die Marianne Bünning geb. Bunk
im Lazarett bei Wola Szydlowecka
am neunzehnten Juni
des Jahres tausend neunhundert und fünfzehn
vormittags um fünf ein halb Uhr verstorben sei.
Verwundet durch einen Schrapnellschuss
im Rücken. […]“

Sofort machte ich mich auf die Suche nach dem in der Urkunde benannten Ort. Nach kurzer Internetrecherche konnte ich einen möglichen passenden Ort ausfindig machen. Gemeint ist sicherlich Wola Szydłowiecka in der heutigen Wojewodschaft Łódź. Dieser Ort liegt ca. 64km nord-östlich von Łódź.

Polen

Der Beginn der Suche

Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass ein direkter Vorfahr im 1. Weltkrieg gefallen ist. Mit den nun vorhandenen Informationen startete ich meine Recherche.

Der erste Schritt sollte immer eine Nachfrage beim Standesamt sein, ob eine Beiakte zum Sterberegister vorhanden ist, die die Mitteilung, die zur Beurkundung des Sterbefalles geführt hat, beinhaltet. In solchen Beiakten befinden sich manchmal Kriegsstammrollenauszüge und Todesmitteilungen, die wertvolle Hinweise geben können.

Leider bekam ich auf meine Nachfrage keine positive Antwort.

Verlustlisten 1. Weltkrieg

Für die Ermittlung von weiteren Details für Gefallene des 1. Weltkrieges, ist die Recherche der militärischen Einheit erforderlich. Falls keine Auszüge von Militärstammrollen, Soldbüchern oder ähnliches vorliegen, können die sogenannten Verlustlisten helfen.

In einem Crowdsourcing-Projekt des Vereins für Computergenealogie wurden die Verlustlisten des Ersten Weltkrieges in der Zeit von November 2011 bis August 2014 von mehreren Hunderten ehrenamtlichen Datenerfassern vollständig indiziert. Diese Verlustlisten enthalten Einträge zu Soldaten, die im ersten Weltkrieg gefallen oder vermisst waren, aber auch Einträge zu Personen, die verwundet wurden, in Gefangenschaft geraten sind, verunglückt, durch Krankheit verstorben oder anderweitig zu Schaden gekommen sind.

Durch eine Suche in diesen indizierten Beständen, konnte ich den betreffenden Eintrag für Robert Carld Friedrich BÜNNING schnell finden. Die Angaben zum Todestag im Standesamtsregister und in der Verlustliste stimmen überein. Ebenso die Angaben zum Geburtsort. Damit ist sichergestellt, dass die richtige Person ermittelt ist.

Aus den Verlustlisten (preußische Verlustliste 294; Seite 8020) geht hervor, dass mein 2xUrgroßvater zum Todeszeitpunkt als

Gefreiter in der 9. Kompanie des Reserve-Infanterie-Regimentes 225

gedient hat. Meine erste zusätzliche wertvolle Information!

Suche von Beständen in Archiven

Die Suche nach Unterlagen zu Teilnehmern des Ersten Weltkriegs bzw. Angehörigen der Preußischen Armee gestalten sich schwierig. Die Personalunterlagen und Karteimittel der Preußischen Armee sind im Jahre 1945 bei einem Luftangriff auf Potsdam im Heeresarchiv nahezu vollständig verbrannt.

Die wenigen erhalten gebliebenen Unterlagen werden heute vom Bundesarchiv – Abteilung Militärarchiv in Freiburg verwahrt.

  • PERS 7  – Personalunterlagen von Angehörigen der Preußischen Armee
  • PERS 8 – Personalunterlagen von Angehörigen der Kaiserlichen Marine, der Schutztruppen und sonstiger Einrichtungen unter dem Befehl des Kaisers
  • Pers 9  – Krankenunterlagen der Preußischen Armee, Kaiserlichen Marine und Schutz-truppen, der Reichswehr und Wehrmacht

Aus dem Bestand der Krankenunterlagen erhoffte ich Angaben zu meinem 2xUrgroßvater. In diesem sind, allerdings keineswegs vollständig, die im Zusammenhang mit einer Lazarettbehandlung entstandenen Krankenpapiere von Soldaten erhalten. Diese Krankenblätter, meist mit Stammrollenauszügen verbunden, sind nach Geburtsdaten geordnet und liegen in der Abteilung Militärarchiv für die Geburtsjahrgänge 1802-1899 vor. Von den Geburtsjahrgängen 1891 bis 1899 sind jedoch nur die Unterlagen der im Januar und Juli Geborenen überliefert.

Eine formlose Anfrage per Email ist für die Beauftragung ausreichend. Anschließend wird ein Vordruck zu einem Benutzungsantrag verschickt. Die Bearbeitungszeit liegt erfreulicher nur bei 2-4 Wochen. Bedauerlicherweise konnten für den am 06.04.1876 geborenen Robert Carl Friedrich BÜNNING keine Unterlagen ermittelt werden.

Regimentschroniken

Eine weitere empfehlenswerte Quelle sind sogenannten Regimentschroniken bzw. -geschichten. Diese existieren für einen Großteil der deutschen und österreichischen Einheiten. Sie enthalten oftmals detaillierte Tages- und Kampfabläufe des Regimentes, Karten von Schlachten und Stellungen sowie eine Auflistung von gefallenen Regimentsangehörigen. Oftmals sind auch Fotografien von einzelnen Personen und Kompanien aus den Einsatzgebieten beigegeben.

Diese Regimentschroniken können in einigen Bibliotheken eingesehen, bzw. als Fernleihe zur Einsicht bestellt werden.

Für das Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 225 existiert mit

Regiments-Vereinigung R-I-R 225, Ortsgruppe Halle a.S. (Hrsg.): „Kriegsgeschichte des Reserve-Infanterie-Regiments Nr.225 nach Aufzeichnungen aus dem Felde“, Deutscher Reichs Regiments-Verein RIR 225, Görlitz 1928, Starke, 475 Seiten.

eine solche Quelle, in die ich nun Einsicht habe.

In einem noch folgenden Beitrag, werde ich den Inhalt dieser Quelle eingehen.