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Das Rätsel Piotrowski… Nr. 5

Fortsetzung des Beitrages: Das Rätsel Piotrowski… Nr. 4

Übersiedlung nach Rügen

In der Familie meiner Frau wurde häufig über den genauen Zeitraum und den Grund der Namensänderung spekuliert, wie aber bereits im vorherigen Beitrag erläutert, geht aus den Amtsgerichtsakten leider kein Grund zur Namensänderung der Familie PIOTROWSKI hervor. Auch der Grund der Übersiedlung nach Rügen lässt sich leider nicht ermitteln. Das Gerücht, dass der Gutsherr auf Rügen, bei dem die Familie PIOTROWSKI arbeitete, dies empfohlen hat, kann aber widerlegt werden, da die Namensänderung noch in Marienwerder beantragt wurde.

Was jedoch klar aus den Akten hervorgeht, ist der Umstand, dass der Ludwig PIOTROWSKI um das Jahr 1907 Kongresspolen verlässt und dann kurze Zeit in Groß Gorschen wohnhaft ist. Dieser Ort ist zwar nicht weit vom ursprünglichen Wohnort in Kongresspolen entfernt, befindet sich aber bereits im Landkreis Strasburg in Westpreußen. Also nicht mehr auf polnischem bzw. russischem Hoheitsgebiet.

Die ersten drei Kinder des Paares Ludwig PIOTROWSKI und Luise Berta JUNG sind laut Akten noch in Kongresspolen geboren:

  • Polykarp (später Paul) PIOTROWSKI *01.06.1900 in Lamkowizna
  • Richard PIOTROWSKI *02.08.1902 in Lamkowizna
  • Emilie PIOTROWSKI *31.12.1903 in Lamkowizna

Der Geburtsortsort befindet sich nur einige wenige Kilometer von Pachtarnia entfernt.

Die Kinder

  • Max PIOTROWSKI *24.05.1909
  • Johann Wilhelm PIOTROWSKI *18.09.1910

wurden dann bereist in Ganschvitz auf Rügen geboren.

Über den Grund der Auswanderung kann zum jetzigem Zeitpunkt nur spekuliert werden. Die Familie gehörte der evangelisch-augsburgischen Kirche an. Das Gebiet in der die Familie lebte, ist geprägt von deutschstämmigen Einwanderern. Der Familienname der Ehefrau des Ludwig Wilhelm PIOTROWSKI – Luise Bertha JUNG und auch die Familienname der diversen Tauf- und Trauzeugen weist auf eine „deutsche“ Abstammung hin. Es kann also vermutet werden, dass die Familien Nachkommen von deutschstämmigen Siedlern sind. Dies wäre typisch für diese Region. In mehreren Einwanderungswellen, zuletzt nach der 2. und 3. polnischen Teilung, wurden gezielt deutsche Siedler zur Kolonisation des Gebietes angeworben.

Evtl. bewogen die politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen in Kongresspolen die Familie zu einer Auswanderung.

Wie bereits erwähnt, ist dies jedoch Spekulation. Eine Erforschung der Familiengeschichte anhand der evangelisch-augsburgischen Kirchenbücher der Region, die glücklicherweise erhalten geblieben sind, wird dies evtl. klären können.

Diese Suche wird in naher Zukunft fortgesetzt. Da das eigentliche Ziel, die Suche nach der Herkunft der Familie PIOTROWSKI an dieser Stelle jedoch vorerst abgeschlossen ist, möchte ich die Beitragsreihe mit diesem Eintrag beenden.

Es werden sich sicherlich viele interessante neue Dinge ergeben, über die ich zu gegebener Zeit berichten werde.

Das Rätsel Piotrowski… Nr. 4

Fortsetzung des Beitrages: Das Rätsel Piotrowski… Nr. 3

Es gibt Neuigkeiten! Und zwar sehr erfreuliche…

Entgegen den Aussagen aus dem Jahr 2000, existieren die Amtsgerichtsakten aus dem Jahr 1948 doch noch! Vor einiger Zeit fragte ich per Email im Stadtarchiv und Landesarchiv in Greifswald nach den Akten und der bekannten Aktennummer. Und nur kurze Zeit später bekam ich eine positive Rückmeldung aus dem Landesarchiv in Greifswald. Lt. Aussage des Mitarbeiters sind diese auch erst seit kurzer Zeit erschlossen. Wir haben unsere Anfrage wohl genau zum richtigen Zeitpunkt gestellt. Einen großen Dank möchte ich noch an die sehr hilfsbereiten und kompetente n Mitarbeiter des Landesarchiv in Greifswald richten.

Wir konnten die beiden vorhandenen Akten dann im Landesarchiv einsehen und die wichtigsten Sachen konnten kopiert werden. Viele Interessante Neuigkeiten konnten herausgefiltert werden, wobei ich in diesem Beitrag auf den Prozess der Namensänderung eingehen will.

Die Namensänderung

Merkwürdig war, dass lt. den Randvermerken auf den Standesamtsregistern, die Genehmigung zur Namensänderung im Mai 1910 vom Regierungspräsidenten in Marienwerder ausgestellt worden ist, Johann Wilhelm PIOTROWSKI im September desselben Jahres auf Rügen geboren ist und ein Amtsgericht 38 Jahre später eine Namensänderung anordnet.

Dies konnte anhand der Akten nun eindeutig geklärt werden.

Nachfolgend ist die Abschrift der Genehmigung der Namensänderung vom Reichsregierungspräsidenten aufgeführt:

Abschrift Namensänderung

Die Genehmigung umfasst somit die Eltern Ludwig PIOTROWSKI und Luise Bertha geborene JUNG und 3 Geschwister des Johann PIOTROWSKI. Der am 18.09.1910 geborene Johann PIOTROWSKI, hätte demnach schon den Familiennamen PETERS tragen dürfen, da zum Zeitpunkt seiner Geburt, die Nachnamen der Eltern bereits geändert worden sind. Er ist aber noch mit dem alten Familiennamen im Standesamt verzeichnet worden, da

“ […] aus irgendwelchen Gründen die zuständigen Standesämter von dieser Namensänderung nicht unterrichtet worden […]“

Zitat aus Amtsgerichtsakten 1948

sind.

Im weiteren Verlauf wird es noch klarer:

“ […] Der Grund der späten Ausführung der Verfügung des Herrn Regierungs-Präsidenten in Marienwerder ist der Umstand, daß der mit der Genehmigung zur Namensänderung Bedachte, der Arbeiter Ludwig Piotrowski, die ihm zugegangene Genehmigung jahrelang aufbewahrte, ohne es zu veranlassen, daß nun auch die abänderungsbedürftigen Personenstandsurkunden Berichtigung erfuhren, da auch behördlich (Regierung in Marienwerder) diesbezüglich nichts veranlasst zu sein scheint[…]“

Zitat aus Amtsgerichtsakten 1948

Der 1909 geborene Max PIOTROWSKI ist in der Genehmigung von 1910 nicht aufgeführt, da zum Zeitpunkt der Geburt der Antrag auf Namensänderung beim Regierungspräsidenten Marienwerder noch lief. Die Familie ergänzte den laufenden Antrag jedoch nicht um den neugeborenen Sohn, sodass dieser von der Namensänderung ausgeschlossen war. Dies hob das Amtsgericht dann auch noch hervor, verweigerte aber die Führung des Familiennamen PETERS nicht.

Die Akten enthalten Angaben zur gesamten Familie PIOTROWSKI und deren Nachkommen. Auch die Geschwister des Johonn PIOTROWSKI strebten dann in den 40er Jahren eine behördliche Klärung des Sachverhaltes an. Dieses Verfahren beim Amtsgericht zog sich dann über mehrere Jahre bis 1948 hin, auch weil wichtige Unterlagen zwischenzeitlich nicht auffindbar waren.

Somit ist der Prozess der Namensänderung nun nachvollzogen. Zu den Gründen der Namensänderung, liegen in den Akten leider keine Hinweise vor. Nur eine Abschrift des Beschlusses des Regierungspräsidenten Marienwerder und die damalige Aktennummer ist verzeichnet.

Ob in den polnischen Archiven noch Akten verfügbar sind, ist zurzeit unbekannt. Eine Recherche dazu wird aber noch unternommen.

Was jedoch klar aus den Akten hervorgeht, ist der Weg der Übersiedlung von Kongresspolen Richtung Rügen, den ich in einem Folgebeitrag näher erläutern werde.

Weiter im nächsten Beitrag: Das Rätsel Piotrowski… Nr. 5

Joseph Schwark – Geburtsort über Umwege gefunden – Teil 2

Fortsetzung des Beitrages: Joseph Schwark – Geburtsort über Umwege gefunden

Wie im ersten Teil bereits ausführlich beschrieben, führte die neue Spur nach Güstow im Kreis Randow. Die Kirchenbücher von Güstow existieren noch und sind als Mikrofilm im Landeskirchlichen Archiv bzw. jetzt Kirchenkreisarchiv in Greifswald verfügbar. Auch die Personenstandsunterlagen des Standesamtes Zahden/ Niederzahden sind erhalten geblieben und lagern im Staatsarchiv Stettin.

Den Geburtseintrag der Anna Emma Luise und die eventuelle Hochzeit der Eltern hatte ich ja bereits per Email aus dem Staatsarchiv Stettin angefordert und nun stand mein bereits reservierter Termin im Kirchenkreisarchiv an.

Voller Spannung legte ich den Mikrofilm in das Lesegerät ein und spulte langsam zum Suchzeitraum vor. Anna Emma Luise SCHWARK soll lt. Heiratsregister am 22.11.1889 in Güstow geboren worden sein.

Schrecksekunde! Leider existiert im Jahr 1889 kein entsprechender Taufeintrag. Sollte die Spur wieder ins Leere laufen?

Ich arbeitete mich gespannt weiter vor und entdeckte schließlich den erlösenden Eintrag:

„Anna Emma Luise SCHWARK, geboren 22.11.1889, getauft am 27.03.1890, Eltern: Jospeh SCHWARK und Wilhelmine BORCHARD, Paten: 1. Arbeiter Ernst BORCHARD 2. Arbeiterfrau Auguste BORCHARD 3. Christine BORCHARD alle zu Güstow“

Die alphabetische Namensregister in den Kirchenbüchern von Güstow erleichterten die weitere Recherche enorm. Innerhalb kürzester Zeit konnte ich noch drei mir bis dahin unbekannte Kinder des Paares finden:

  • Martha Elise Ottilie SCHWARK *05.12.1885 ~18.01.1886
  • Albert Friedrich Karl SCHWARK *22.08.1891 ~26.12.1891
  • Ernst Rudolf Hermann SCHWARK *06.12.1894 ~21.03.1895

Aber leider sind bei keinem der Taufeinträge Hinweise zu Herkunft des Joseph SCHWARK angegeben. Ich hoffte daher nun auf den eventuell vorhandenen Traueintrag. Da das erste aufgeführte Kind im Jahr 1885 geboren ist, vermute ich die Heirat nun spätestens am Anfang des Jahres. Zusätzlich ist im Taufeintrag der Martha Elise Ottilie angegeben, dass die  Mutter Wilhelmine BORCHARD eine verwitwete WARSINSKY ist.

Und tatsächlich findet sich der Traueintrag des Paares in diesem Jahr. Am 04.05.1885 heiratet der 29 jährige Arbeiter Joseph SCHWARK die 30 jährige Witwe Wilhelmine Albertine Aug. BORCHARDT.

Es finden sich viele interessante Angaben in diesem Eintrag:

  • Eltern von Joseph SCHWARK bereits verstorben
  • Joseph SCHWARK war bisher noch nicht verheiratet
  • Vater von Wilhelmine BORCHARD bereits verstorben
  • Vater von Wilhelmine BORCHARD hieß Johann Carl Daniel
  • Mutter willigt zur Trauung ein

Die Suche war also sehr erfolgreich. Mit den bereits bekannten Fakten und mit den neuen Daten aus den Güstower Kirchenbüchern kann gut rekonstruiert werden, dass das Paar SCHWARK-BORCHARD mindestens in der Zeit von 1885 bis Ende 1894 in Güstow wohnhaft war, und 3 Kinder bekam, bevor sie 1896 in Staffelde Kr. Randow und 1899 in Lindow Kreis Greifenhagen zwei weitere Töchter zur Welt brachten. Auch der Taufeintrag der Wilhelmine BORCHARDT konnte in Güstow gefunden werden. Wilhelmine wurde am 24.11.1855 als Tochter des Johann Carl Daniel BORCHARDT und der Regine Christine Friederike KRAUSE geboren.

Zur eigentlichen Suche, der Herkunft des Joseph SCHWARK, sind aber leider auch hier keinerlei Anhaltspunkte zu finden gewesen.

Der Durchbruch

Aber bereits 4 Wochen nach meiner Anfrage an das Staatsarchiv Stettin, bekomme ich positive Nachricht. Dort hatte ich parallel den Geburtseintrag der Anna Emma Luise und die eventuelle Hochzeit der Eltern aus den Personenstandsunterlagen Zahden/ Niederzahden angefordert. Nach Überweisung der Gebühren und sehr kurzer Wartezeit, befanden sich zwei Scans in meinem Postfach. So auch die Heiratsurkunde des Paares Joseph SCHWARK und Wilhelmine BORCHARDT. Und im Gegensatz zum Traueintrag in den Kirchenbüchern von Güstow, ist hier auch der Geburtsort des Joseph SCHWARK angegeben.

Standesamt Heiratsregister 1885

„[…] geboren den dritten October des Jahres tausend acht hundert acht und fünfzig zu Stolzenhagen Kreis Heilsberg […]“

Nach langer Recherche habe ich endlich den Geburtsort. Joseph SCHWARK kommt also aus Stolzhagen im Kreis Heilsberg in Ostpreußen und ist der Sohn des Jakob SCHWARK und der Anna RADIGK.

Die Personenstandsunterlagen aus den Standesämtern sind eine wahre Fundgrube für Daten, die in Kirchenbüchern oftmals nicht aufgeführt sind. Man kann sich glücklich schätzen, wenn diese erhalten sind.

Kurze Zeit später bekomme ich durch die freundliche Hilfe eines Forschers in einem Forum auch noch die Bestätigung, dass der Taufeintrag im katholischen Kirchenbuch von Stolzhagen verzeichnet ist.

Die Suche kann also weitergehen. In Ostpreußen! Das bedeutet zwar wieder Einarbeitung in ein neues Suchgebiet, verspricht aber wieder sehr spannend zu werden. Ich freue mich darauf!

 

Bemerkung zum Schluß

Dem aufmerksamen Leser ist es vielleicht aufgefallen. Drei der vier in Güstow geborenen Kinder wurden erst 3 bis 4 Monate nach der Geburt getauft. Normalerweise wurde eine möglichst frühe Taufe der Kinder angestrebt, begründet in der damals hohen Säuglingssterblichkeit. Mögliche Erklärungen gibt es viele. Vielleicht ein harter Winter? Man stelle sich vor, dass ein Säugling durch hohen Schnee oder bei starkem Frost in eine kalte Kirche zur Taufe gebracht wird. Vielleicht lag es aber auch an einem schlechten Gesundheitszustand des Kindes oder an mangelndem Geld? Der Pastor, die Kerzen und das Läuten der Glocken mussten bezahlt werden. Oder vielleicht lag es auch an der Abwesenheit des Vaters, der Auswärts arbeitete?

Nachnamen in Kirchenbüchern – Glawe, Gläve, Glöbe, oder?

Jeder Forscher kennt es. Wechselnde Schreibweisen des Familiennamens in den Einträgen von Kirchenbüchern (Standesamtsregister sind hier nicht ausgeschlossen). Es kommt häufig vor, dass der Familienname ein und derselben Person in unterschiedlichen Weisen geschrieben wird. Die Pfarrer schrieben in der Regel nach Gehör und Dialekt und vielleicht kam auch noch ein schlechtes Erinnerungsvermögen hinzu. Insbesondere bei Wechsel des Pfarrers in der Kirchengemeinde oder bei Umzug der Vorfahren in ein anderes Kirchspiel, entstanden so die unterschiedlichsten Schreibweisen. Da die einfache Bevölkerung meistens nicht des Lesens und des Schreibens mächtig war, konnte es von den Anwesenden nicht korrigiert werden. Wer dachte auch schon an uns Ahnenforscher.

Ein besonderes Beispiel habe auch ich bei meinen Forschungen kennenlernen „dürfen“.

Mein Altgroßvater (Kekule-Nummer 52) Johann Carl Friedrich WEGNER wurde am 10.03.1832 in Anklam geboren und am 25.03.1832 in der St. Nicolaikirche getauft.

Taufeintrag Johann Carl Friedrich Wegner 1832 – St. Nicolai Anklam

Lt. diesem Taufeintrag war der Name der Mutter „Maria Friedr. GLÄVE“. Da sich ein möglicher Trau- oder Proklamationseintrag der Eltern in den Kirchenbüchern der St. Nicolai und St. Marienkirche nicht finden ließ, ermittelte ich für die weitere Recherche alle Kinder des Paares in den online einsehbaren Kirchenbüchern. Die Bücher finden sich übrigens unter nachfolgenden Links:

In diesen Kirchenbüchern, und aus den Büchern vor 1829, konnten insgesamt 8 Kinder gefunden werden. Hierbei kam die häufige Änderung des Familiennamens zum Vorschein. Ich habe den Nachnamen der Mutter, der in den Taufeinträgen angegeben, wurde hinter die jeweiligen Kinder geschrieben:

  1. Johann Christian WEGNER *22.09.1824 (später aus KB ermittelt)
  2. Friederica Maria Johanna WEGNER *04.01.1828 (später aus KB ermittelt)
  3. Carl Friedrich WEGNER *10.03.1832 – Name der Mutter: GLÄVE
  4. Dorothea Maria Carolina WEGNER *15.08.1834 – Name der Mutter: GLÄWE
  5. Wilhelm Jacob Christian WEGNER *06.12.1835 – Name der Mutter: GLOEBE
  6. Sophia Dorothea WEGNER *07.11.1838 – Name der Mutter: GLOEDE
  7. Carl Heinrich WEGNER *28.07.1841- Name der Mutter: GLOEDE
  8. Carl Friedrich WEGNER *27.07.1843 – Name der Mutter: GLÖDE

Taufeintrag Dorothea Maria Carolina Wegner 1834 – St. Nicolai Anklam

Taufeintrag Wilhelm Jacob Christian Wegner 1835 – St. Nicolai Anklam

Taufeintrag Sophia Dorothea Wegner 1838 – St. Nicolai Anklam

Taufeintrag Karl Heinrich Wegner 1841 – St. Nicolai Anklam

Taufeintrag Carl Friedrich Wegner 1843 – St. Nicolai Anklam

Weiterhin ist im Proklamationseintrag von 1823, aus dem Kirchenbuch St. Marien, die Braut mit dem Familiennamen GLOEBE verzeichnet.

Proklamation Wegner – Gloebe 1823 – St. Marien Anklam

Und der Traueintrag im Kirchenbuch Ranzin sagt dann wieder GLÄVE.

Traueintrag Wegner – Gloebe 1823 – Ranzin

Und zwischendurch ist der Vater im Sterbeeintrag vom 29.11.1821 unter dem Namen Johann Christoph GLÄWE († in Möckow) verzeichnet.

Sterbeeintrag Johann Gläwe 1821 – Zarnekow

Zusammenfassung

Und so sieht es dann in der zeitlichen Übersicht aus. Fünf verschiedene Schreibweisen des Nachnamens konnte ich finden. Obwohl die Taufen der Kinder in ein und derselben Kirchengemeinde durchgeführt worden. Führt man sich mal den Pommerschen Dialekt vor Augen, wird dies dann nachvollziehbar.

  • 1821 – GLÄWE
  • 1823 – GLOEBE bei Proklamation
  • 1823 – GLÄVE bei Trauung
  • 1832 – GLÄVE
  • 1834 – GLÄWE
  • 1835 – GLOEBE
  • 1838 – GLOEDE
  • 1841 – GLOEDE
  • 1843 – GLÖDE

Mit welchem Familiennamen Maria Friederike Christiana geboren worden ist, kann ich im Moment  nicht sagen, da die Taufe noch nicht eindeutig identifiziert werden konnte. Die Prüfung der gesammelten Daten dauert an.

Fazit

Wie nun damit umgehen? Normalerweise führe ich den Familiennamen aus dem Taufeintrag in meinen Unterlagen und vermerke die anderen als „Alternative Namen“ (ich nutze die Software GRAMPS). Aber das muss jeder Forscher für sich alleine festlegen. Beachtet werden muss dies natürlich bei der weiteren Recherche. Probleme kann dies bei der Indizierung von familiengeschichtlichen Quellen machen. Der Ersteller von verschiedenen Online Familienbüchern im Raum Vorpommern, Christian Boose, empfiehlt daher in seinem Artikel „Online-Ortsfamilienbücher“ im „Sedina-Archiv 3-2011“:

„[…] Puristen unter den Kirchenbuchverkartern nehmen alle Kirchenbucheinträge wörtlich auf, d.h. mit allen Fehlern und Abweichungen. Wenn Ihr Programm die Möglichkeit bietet, dann entscheiden Sie sich für einen sogenannten Leitnamen, dem Sie alle weiteren Schreibweisen als Aliasnamen hinzufügen. Das hat den großen Vorteil, dass Sie in Ihrer Datenbank eine Person mit diversen abweichenden Schreibweisen leichter finden und zuordnen können, am Anfang Ihrer Tätigkeit sicher kein Problem, bei Datenbanken ab 10000 Personen aber reiner Selbstzweck. Im Ortsfamilienbuch werden alle Namensformen dadurch sichtbar gemacht. […]“

Warum sollte man sich in seinen Unterlagen dann auf einen Familiennamen festlegen? Den gab es bei unseren Vorfahren nämlich auch nicht…

Das Rätsel Piotrowski… Nr. 3

Fortsetzung des Beitrages: Das Rätsel Piotrowski… Nr. 1 und Das Rätsel Piotrowski… Nr. 2

Die Suche nach dem Geburtsort von Ludwig Wilhelm PIOTROWSKI beschäftigte mich weiter. Warum wurde kein Taufeintrag gefunden? Ist die Angabe auf der Sterbeurkunde falsch? Ich wollte mich eigentlich an dieser Stelle nicht geschlagen geben.

Und mir sollte mal wieder ein „Zufallsfund“ helfen… (Wie so oft…)

Eines Abends gelang mir wohl der „Durchbruch“. Nachdem ich einige Messtischblätter und Karten der Umgebung von Michałki und Kretki Duże betrachtet, fiel mir eine Ortsbezeichnung am rechten oberen Rand einer Karte auf. Dort stand doch tatsächlich „PACHTARNIA“. Und dieser Ort lag noch dichter am Geburtsort der Ehefrau von Ludwig Wilhelm PIOTROWSKI. Nur auf dieser einen „Karte des Deutschen Reichs 1:100.000 Nr.227 – Gollub [1914]“ war dieses Pachtarnia verzeichnet. Auf den Karten von 1893 und 1900 ist es nicht aufgeführt. Das war wohl ein absoluter Zufallsfund.

Deutsches Reich 1:100.000 Nr.227 – Gollub [1914] Quelle: Landkartenarchiv.de

Aufgrund der Lage des nun gefundenen Ortes, war es sehr wahrscheinlich, dass auch das evangelisch-augsburgische Kirchspiel Michałki für diesen Ort zuständig war. Nachfolgende Karte zeigt die ungefähre Lage von Pachtarnia und die Position von Kretki Duże und Michałki.

Polen

Polen

Polen

Warum fragte ich auch nicht gleich bei meiner ersten Anfrage an das  Archiv in Toruń nach dem Taufeintrag des Ludwig Wilhelm PIOTROWSKI? Um dieses Mal keine Zeit zu verlieren, bat ich neben dem Taufeintrag auch zusätzlich um die Suche nach einem möglichen Traueintrag der beiden gesuchten Personen.

Ich weiß, dass das Paar JUNG-PIOTROWSKI spätestens 1909 bereits auf der Insel Rügen war, da dort ein Kind geboren wurde. Das erste Kind der beiden kam 1898 auf die Welt. Weiterhin wurde Ludwika Bertha JUNG im Jahr 1880 geboren, sodass eine Heirat im Zeitraum um das Jahr 1898  höchstwahrscheinlich ist. Aber ob dies noch in Michałki passierte?

Und tatsächlich. Nur kurze Zeit später bekam ich die Meldung vom Archiv, dass sie einen passenden Tauf- und Heiratseintrag finden konnte.

Wieder halfen Mitglieder des Forums mittelpolen.de bei der Übersetzung des russisch verfassten Taufeintrages.

Traueintrag Piotrowski - Jung 1899

Traueintrag Piotrowski – Jung 1899

„Hochzeiturkunde Nr. 4/1899
Geschehen in Rypin am 24.01.1899 um 2 Uhr nachmitags.
Zeugen:

1.Georg Rindfleisch: 58 Jahre, Bauer aus Lamkowizna.
2.Michael Stanke: 80 Jahre, Deputant aus Lamkowizna.

Bräutigam:

Ludwik Piotrowski, 22 Jahre, Beruf: Arbeiter, wohnhaft in Lankowizna,
Geburtsort: Pachtarnia

Eltern des Bräutigams: Vater Johann Piotrowski und Mutter gestorben Katharina Wojke

Braut:

Julia Berta Jung, wohnhaft in Lamkowizna bei den Eltern, 18 Jahre, protestantische Religion.
Geburtsort: Kretki Duże

Eltern der Braut: Vater Wilhelm Jung, Beruf – Schmied und Mutter Marianna geb. Skusa

Ehe Ankündigung; 10, 22 Januar 1899″

Besonders hervorzuheben ist der Randvermerk auf der Urkunde.

Randvermerk Trauung

Randvermerk Trauung

„Mit Genehmigung des Regierungspräsidenten in Marienwerder vom 11. Mai 1910 – I. A. 2215- 5-II. Ang. führt der Nebenbezeichnete sowie seine Ehefrau an Stelle des Familiennamens Piotrowski den Familiennamen „Peters“, Rippin, den 23. Februar 1944, das Amtsgericht Geschäftstelle 6.“

Und da ist sie also wieder, die berühmte Namensänderung. Zusammen mit diesem Hinweis, und den relativ gut passenden Angaben bei der Braut, ist es wohl genau der richtige Eintrag. Übrigens war die Braut bei der Trauung keine 18 Jahre alt.

Bemerkenswert ist auch, dass die auf russisch verfassten kirchlichen Einträge im Jahre 1944 von den nun deutschen Behörden berichtigt wurden. Zur Erinnerung. Die amtsgerichtliche Änderungsanordnung auf Rügen, stammt aus dem Jahre 1948. Die Genehmigung des Regierungspräsidenten aus dem Jahr 1910. Für mich zurzeit nicht nachvollziehbar.

Was bei diesem Traueintrag noch stutzig macht, ist die Angabe der Mutter des Bräutigams, die lt. seinem Sterbeeintrag Gudrun WIATOWSKA hieß. Hier ist sie mit Katharina WOJKE angegeben?

Aber auch im gefundenen Taufeintrag des Ludwig Wilhelm PIOTROWSKI, ist der FN der Mutter WOJKE.

Taufeintrag Ludwik PIOTROWSKI 1876

Taufeintrag Ludwik PIOTROWSKI 1876

„Geburtsurkunde und Taufe Nr. 319/1876 Ludwik Pietroski

Geschehen im Dorf Michałki am (21.11.1873 julianisches Datum) 03.12.1876 um 2 Uhr nachmittags [Anmerkung: Datum der Taufe]

Meldender: Vater Jan Pietroski, Tribuat, 33 Jahre, wohnhaft in Pachtarnia

Paten und Zeugen:
1. Florian Diemikow, 47 Jahre, Arbeiter, wohnhaft in Pachtarnia
2. Martin Tyll, 47 Jahre, Bauer, wohnhaft in Pachtarnia.
3. Marianna Tyll.

Geburtsdatum und -ort: am (09.11.1876) 21.11.1876 um 10 Uhr nachmittags, in Pachtarnia

Mutter des Neugeborenen: Ehefrau des Meldene Katharina geb. Wojke“

Auch hier wieder der Randvermerk zur Namenänderung. Der Familienname WOJKE macht mich noch stutzig. Auch das Geburtsdatum passt nicht ganz. In der Sterbeurkunde des Ludwig Wilhelm PIOTROWSKI war ja folgendes angegeben:

„[…] geboren zu Pachtania, Russisch Polen am 9. Dezember 1876 verheiratet gewesen mit Luise Berta Peters, geborene Jung – Sohn des Landwirt Johann Peters und dessen Ehefrau Johanna geborene Wiatowska […]

Viele Fakten (auch die Angaben im Traueintrag) sprechen für die Richtigkeit des Eintrages, andere dagegen. Aber vielleicht sind die Angaben in der Sterbeurkunde ungenau und fehlerhaft. Hier muss zur eindeutigen Zuordnung noch zwingend weiter recherchiert werden.

Eine neue Anfrage an das Archiv in Torun wird nun vorbereitet. Ich werde das Archiv bitten, nach weiteren passenden Taufeinträgen zu suchen. Auch werde ich nach den evtl. vorhandenen Taufeinträgen der noch bekannten Kinder suchen lassen. So lässt sich auch evtl. ein genauerer Zeitpunkt der Einwanderung auf die Insel Rügen rekonstruieren.

Weiter wird es in einem Folgebeitrag gehen, der nach Antwort des Archives veröffentlicht wird.

Weiter im nächsten Beitrag: Das Rätsel Piotrowski… Nr. 4

Anmerkung: Rot markierter Text wurde nach veröffentlichung nachträglich geändert, da sich Änderungen gegenüber der Ursprungsversion ergaben.